„Es ist jetzt schon viel zu laut hier“

Von dem Plan, die Moerser Straße als Ausweichroute für Lkw zu nutzen, hält am WZ-Mobil kaum jemand etwas. Vor allem wegen des Lärms sind viele dagegen.

Krefeld-Mitte. Die Moerser Straße vor dem Ricarda-Huch-Gymnasium ist stark befahren, vor allem Pkw rauschen vorbei. Aber auch ein Zementmischer und ein Kipplaster rumpeln über den buckligen Asphalt.

Das Dröhnen der Motoren ist so laut, dass Ali Yildirim seine Stimme erheben muss, um sich über den Lärm zu beschweren: „Es ist jetzt schon viel zu laut hier. Eigentlich bräuchte man spezielle Fenster — hab’ ich aber nicht. Wenn die hier jetzt noch mehr Lkw lang schicken, zieh’ ich sofort aus.“

Auch Christian Gey ist dagegen, dass die Moerser Straße von Lkw als Ausweichroute genutzt wird: „Das wäre zu viel Krach.“ Außerdem fürchtet er um die Sicherheit seines Hundes Aslan: „Für den wäre das natürlich auch gefährlicher.“ Und das, betont Gey, gelte selbstverständlich auch für die Schüler des Gymnasiums.

Dieter Müsse findet, dass in der Krefelder Innenstadt generell zu viele Lkw fahren: „Lkw-Transit-Verkehr hat in der Stadt nichts zu suchen. Solche Durchfahrten müssten generell verboten werden. Lieferverkehr ist natürlich okay, schließlich können wir nicht zu jedem mittelständigen Betrieb Schienen legen.“

Aber grundsätzlich alle Lkw über die Moerser Straße zu leiten, nur um an der Messstation am Oranierring die Einhaltung des Luftreinehalteplans zu simulieren, hält er für „einen faulen Kompromiss“.

Auch Günther Strickling ist gegen eine zusätzliche Belastung der Moerser Straße: „Der Verkehr ist schon jetzt viel zu stark. Vor allem morgens, wenn Zulieferer, Schulbusse und manchmal noch die Müllabfuhr gleichzeitig hier lang fahren.“ Sein Fazit lautet daher: „Die Moerser Straße ist als Ausweichroute nicht geeignet.“

Kirsten Mosch sorgt sich als Ehemalige vor allem um die Schüler des Ricarda-Huch-Gymnasiums: „Schon zu meiner Schulzeit — sie endete vor 25 Jahren — war die Lärmbelastung durch den fließenden Verkehr sehr hoch.“ Sie glaubt nicht, dass den „Lernenden und Lehrenden“ noch mehr Verkehr zugemutet werden kann: „Effektiver Unterricht wäre dann fast nicht mehr möglich.“

Christian Hilgert nähert sich dem Thema aus der Sicht des Hauseigentümers. Seit sechs Jahren lebt er in einem Altbau auf der Moerser Straße. „Wenn ich das Haus verkaufen möchte, muss ich mit einem hohen Verlust rechnen.“

Wer ein schönes Haus kaufe, lege schließlich Wert auf eine gute Lage und dazu gehöre wenig Lärm. „Mittlerweile staut sich hier der Verkehr. Man muss immer länger warten, um mal über die Straße zu kommen.“ Anfang des Jahres seien außerdem zwei Bäume gefällt worden: „Ob das schon die ersten Folgen von Umweltschäden sind?“

Auch Christa und Wolfgang Gerstmann wohnen in den eigenen vier Wänden. Und auch sie machen sich Sorgen um den Wert ihrer Eigentumswohnung. „Die kriegen wir nicht mehr quitt“, befürchtet das Ehepaar. „Wir leben hier seit 18 Jahren, aber wenn das mit dem Verkehr so weitergeht, können wir die Wohnung direkt verschenken.“

Ursula Huylmans-Ries ist Lehrerin für Französisch und Pädagogik am Ricarda-Huch-Gymnasium. „Die Klassenräume haben nur Einfachverglasung, da stört jeder zusätzliche Lärm den Unterricht“, lautet ihr Einwand.

Hubert Willenberg winkt ab. „Die sollen sich alle nicht so anstellen“, sagt er. Den Verkehr könne man seiner Ansicht nach ruhig weiter über die Moerser Straße rollen lassen. „Stellen Sie sich vor, es gebe keine Lkw, wo wären wir denn dann?“

Die Moerser Straße ohne Lkw — das kann sich Dieter Koch sehr gut vorstellen. Er ist Vorstandsmitglied des Vereins „Sport für betagte Bürger“. Das Vereinshaus liegt an der Moerser Straße 43. „Unser Verein hat 2300 Mitglieder über 60 Jahre. Alle kommen hierher zu unseren Kursen, größtenteils mit dem Bus oder dem Fahrrad.“

Keiner sei davon erbaut, dass noch mehr Verkehr die ohnehin stark befahrene Straße belasten soll. „Es gibt hier viel Publikumsverkehr“, mahnt Koch. „Zum Beispiel die Telekom, die Schule, das Odeon, das Ärztehaus an der Ecke — da überqueren ständig viele Fußgänger eine gefährliche Straße.“

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