Krefeld hautnah Einkaufen ist in Verberg ein Problem

80 Gäste folgten der Einladung der WZ ins Bockumer Zeughaus zu „Krefeld hautnah“. Vor allem die schlechte Nahversorgung und das Wohnen im Alter boten spannenden Gesprächsstoff.

Krefeld. Was ist, wenn die Menschen älter werden und in ihrem Stadtteil keine Möglichkeit haben, Lebensmittel einzukaufen? Diesen beängstigenden Mangel beurteilen die Bürger entsprechend mit mangelhaft, einer glatten Fünf. Diese Note ist die zweitschlechteste, die Bürger im WZ-Stadtteilcheck „Krefeld hautnah“ überhaupt vergeben haben. Die Rede ist von Verberg. Gartenstadt mit seinem neuen Quartier und den sich daraus entwickelnden Möglichkeiten ist im Ostbezirk hingegen der Aufsteiger und bekommt durchweg gute Noten.

Rund 80 interessierte Gäste haben sich Dienstagabend auf Einladung der Westdeutschen Zeitung im Zeughaus der Prinzengarde getroffen. Sie diskutieren mit Engagement und Sachverstand mit den eingeladenen Fachleuten und Stadtteilredakteurin Yvonne Brandt auf dem Podium. Redaktionsleiter Michael Paßon ist „stolz, wie voll es ist“, freut sich über den riesigen Zuspruch: „Wir sind nah an den Menschen dran, möchten wissen, wo der Schuh drückt und wollen ihre Anregungen umsetzen.“

„Krefeld hautnah“ in Bockum
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„Krefeld hautnah“ in Bockum

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Manfred Steinborn, Bürgervereins-Vorsitzender in Verberg, geht auf die Noten ein und kann nur bestätigen: „Die Einkaufsmöglichkeiten sind wirklich schlecht. Wir haben es nicht geschafft, einen Supermarkt oder einen Wochenmarkt einzurichten.“ Bezirksvorsteher Wolfgang Merkel ergänzt: „Der Markt wurde lange gefordert. Aber was ist, wenn dort nicht gekauft wird?“

Andree Haack, Leiter des Geschäftsbereiches Existenzgründung und Unternehmensförderung bei der IHK, geht auf die Problematik ein, die anderenorts ähnlich ist: „Es gibt ein so ausgedünntes Versorgungsnetz, weil die Leute geizig sind. Sie sind sehr ,preissensibel‘, da können sich die Läden nicht halten. Kleine Geschäfte sind nicht tragfähig.“ „Reden Sie jetzt Tante Emma tot?, fragt Michael Paßon nach. Andree Haack bejaht, zeigt aber gleichzeitig mit „Emmas Enkel“ neue Wege auf. Das 2011 gegründete Internet-Start up-Unternehmens habe eine Chance zwischen den großen Märkten zu bestehen. Hierfür müsse es jedoch in einem Stadtteil eine Konzentration von mehreren Läden auf engem Radius geben.

Besucherin Angelika Brünsing lenkt den Blick auf Bockum: „Wir sind nicht glücklich über den neuen Discounter. Er entspricht nicht dem, was die Bürger einkaufen wollen.“ Merkel weist darauf hin, dass es auch in der Hand der Eigentümer liege, an wen sie neu vermieten.

Jochen Hochkamer, Seniorenbeirats-Vorsitzender und Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Krefeld, lenkt den Blick in der Diskussion auf ein weiteres Thema: „Wie geht ,Oma Müller‘ mit der Situation ,Wohnen und Leben im Alter‘ um?“ Hochkamer: „Wenn der Einzelhandel zurückgeht, müssen Bringe-Dienste oder Genossenschafts-Modelle ziehen, die ein gemeinsames wirtschaftliches Ziel verfolgen. Viele davon sind gut. In Gartenstadt entwickeln die Menschen andere, bessere Nachbarschaftsbeziehungen als in anderen Gebieten.“ Das wirke sich auf die Noten aus.

Auch die Bürgervereine können die Situation verbessern. Manfred Steinborn denkt an Patenschaften für ältere Alleinstehende, die in gewachsenen Nachbarschaften übernommen werden könnten.

Redaktionsleiter Michael Paßon berichtet, dass die Bürgervereine mit ihrem Engagement und ihrer Arbeit künftig ein größeres Forum in der WZ bekommen werden. „Wir haben für sie am Ende des Jahres freien Platz und werden am 1. September ein Internet-Voting starten. Dabei können die Besucher abstimmen, was ihnen an den Vereinen am besten gefällt.“ Es werde sicher eine spaßige Angelegenheit, bei der es Geldgeschenke für den siegreichen Bürgerverein gebe.

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