Euro 2016 Italiener feiern auf der Breite Straße

Egal ob EM oder WM — wenn Italien spielt, dann wird vor der Pizzeria von Gina Greco gefeiert. 1000 Menschen werden für Samstag erwartet.

Krefeld. „Ciao“, hat die italienische Fußballnationmannschaft letzte Woche Montag zur spanischen Elf gesagt. Mit einem 2:0 besiegte die Squadra Azzura den Titelverteidiger aus Spanien. 482 Kilometer entfernt, auf der Breite Straße in Krefeld wird nach dem ersten Tor in der 33. Minute bereits kräftig gefeiert und gejubelt. „Es kam mir wie Fußballkarneval vor“, sagt der 36-jährige Gino Greco, Inhaber der Pizzeria „I Love Pizza“.

Vor der Tür seines Geschäfts, zwischen Sport Italia 2000 bis hin zum Café Fortuna, hatte sich eine große Fanmeile gebildet. Dort erlebten die italienischen Fans gemeinsam den Sieg ihres Teams und sorgten für verstopfte Straßen. „Bei allen großen italienischen Fußballevents kommen hier locker 1000 Menschen zum Feiern hin“, erinnert sich Gino Greco. Viele Leute seien in kompletter Fanmontur gekommen — geschminkt, in Trikots gekleidet und mit großen rot-grün-weißen Flaggen.

„Die Stimmung in zwei Worten — pure Euphorie“, erklärt Greco. Kein Wunder, denn als Italien in der 91. Spielminute den entscheidenden zweiten Treffer erzielte, stand der Einzug ins Viertelfinale fest. „Da ist kein normaler Betrieb mehr möglich“, betont Greco. Alles hätte kopfgestanden und auch die Straßen waren aufgrund der Menschenmenge verstopft.

Was hier vor fünf Tagen los war, kann man sich jetzt schwer vorstellen. Die Straße vor der Stehpizzeria ist ruhig. Nur die Italienflaggen, die hier im Wind wehen, lassen erkennen, für wen am Samstag im Viertelfinalspiel Deutschland gegen Italien, das Herz schlagen wird. Gino Greco steht ein wenig zwischen den Stühlen: „Ich bin Deutscher und Italiener — der Bessere soll einfach gewinnen. Hauptsache es wird Party gemacht.“ Sein Tipp lautet jedoch: „2:0 für Italien“.

Wenn sich die Straße vor seiner Pizzeria wieder in die größte italienische Fanmeile in Krefeld verwandelt, würde auch er mitmachen. „Vielleicht werde ich einfach gegen elf Uhr die Pizzeria schließen und draußen mitfeiern. Ich lasse es auf mich zukommen.“ Unterstützt wird Greco von zwei Mitarbeitern, doch wenn über 1000 Personen Hunger auf Pizza bekommen, stößt auch Grecos Pizzeria an ihre Grenzen.

Vor der EM hatte Gino Greco überlegt, selber ein Public Viewing zu veranstalten: „Ich wollte eine große Leinwand am Gebäude gegenüber anbringen, aber die Stadt hat es nicht erlaubt“, erzählt er. Das Problem wäre, dass die Straße offiziell abgesperrt werden müsste, damit die Menschen dort sicher Fußball gucken könnten. Aber auch ohne ein Rudelgucken würde gut gefeiert werden, vor allem aber friedlich. „Ich gehe davon aus, dass die Polizei die Party gegen Mitternacht auflösen wird, das wird sich aber noch zeigen. Bis dahin werden wir natürlich eine schöne Zeit haben,“ erhofft sich Greco.

Eine Belastung ist der Feierwahnsinn vor der Pizzeria für ihn nicht. 2014 hat er den Laden von seinem Vater übernommen, der bereits bei einigen Welt- und Europameisterschaften zuvor an und auf der Breite Straße mitgefiebert und gefeiert hat.

Anlässlich der diesjährigen EM hat seine Tante sogar eine zehn Meter lange Italienflagge genäht. Ob diese noch einmal ausgepackt wird, entscheidet sich am Samstag, ab 21 Uhr.

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