Das Wunder von der Grotenburg Drei Antworten von Kalli Feldkamp

Kalli Feldkamp hat die Uerdinger 1986 trainiert.

Kalli Feldkamp hat das berauschende Fußballfest als Trainer erlebt.

Kalli Feldkamp hat das berauschende Fußballfest als Trainer erlebt.

Foto: Kerim Kten

Krefeld. Herr Feldkamp, das Spiel war der Wahnsinn, die Saison aber auch. Sie sind mit der Mannschaft Bundesliga-Dritter in der Saison 1985/86 geworden.

Kalli Feldkamp: Ich weiß, was die Jungs über Wochen geleistet haben. Die Mannschaft war aus meiner Sicht als Trainer, als ich 1984 kam, richtig gut. Viele, die ich sehr gut kannte, haben mich damals gefragt: Was willst du in Uerdingen? Willst du auf- und absteigen?

Vielleicht war es die richtige Nase, die meine Frau und ich hatten, uns da hinzubewegen. Uerdingen war ein schlummernder Diamant, und uns ist es gelungen, in drei Jahren etwas draus zu machen. Ich hätte gerne auch noch das vierte und fünfte Jahr gemacht. Der Vorstand war sehr ruhig, ausgeglichen, es stimmte alles, Geld war da, herrliche Trainingsbedingungen.

Aber ein Manager wie Roder — der war eigentlich mehr für den Vorstand da und nicht für die Mannschaft. Der Vorstand hat dann die Verlängerung der Verträge von einzelnen Spielern nicht so umgesetzt, wie ich mir das vorgestellt habe. Das war das Fazit dann meiner Entscheidung, dass ich im Oktober gesagt habe, ich mache nur noch dieses Jahr.

Ich hätte noch gerne zwei, drei Jahre diese Mannschaft betreut, an zwei, drei Punkten verstärkt, dann hätten wir noch Jahre erfolgreich arbeiten können. Denn danach kam nicht mehr viel.

Welche Bedeutung für den Fußballstandort Uerdingen hatte dieses Spiel?

Feldkamp: Du wirst Pokalsieger gegen Bayern München. Dann macht man an einem Samstagmittag das Eröffnungsspiel gegen Bayern München und nur 18 000 Zuschauer sind im Stadion. Da habe ich in meiner ganzen Einstellung einen Knacks gekriegt. Ich war von Lautern oder Dortmund gewöhnt, dass die Hütte brannte.

Und in Krefeld, da ist es verdammt schwer, Fußball auf Dauer erfolgreich umzusetzen. Das kann man nicht nur mit Geld machen. Da muss auch innerhalb der Stadt die Post abgehen. Das spüren Sie, wenn Sie erfolgreich als Trainer arbeiten. Dann spüren Sie plötzlich, welche Hilfsmittel haben Sie von außen? Welche Hemmschuhe schleppen Sie mit rum?

Dann wird es dann ganz schwer. Wenn ich wählen dürfte zwischen Alemannia Aachen und Bayer Uerdingen, nähme ich immer Aachen. Man darf nicht übersehen, welche Hilfsmittel man bekommt durch das, was die Umgebung anbietet. Immer zu sagen: Die Fans müssen uns tragen.

Nein: Wir müssen den Fans das bieten, dass sie automatisch schreien müssen. Wir müssen so gut sein, dass die spüren, da unten bewegt sich was. Und nicht erst: Ah, ihr Fans, ihr müsst mal was tun, damit wir hier Fußball spielen.

Zum Saisonauftakt waren nur 18 000 Besucher gegen die Bayern im Stadion. Kaum vorstellbar heute, oder?

Feldkamp: Ich habe zu Manager Roder gesagt: Was soll das? Nicht ausverkauft? Geht in die Schulen und gebt den Kindern Freikarten. Oder geht ins Eishockeystadion und schmeißt die Karten in die Luft — wir können doch nicht ein erstes Spiel machen und spielen als Pokalsieger gegen den Deutschen Meister, ein Wahnsinnsspiel, und Sie haben nur 18 000 Zuschauer.

„Ja, das ist aber viel für Uerdingen“, sagte Roder. Für dich habe ich gesagt, für mich nicht. Als ich den Zeitpunkt spürte, hier bewegt sich nichts mehr, da muss man sich mit der Familie zurückziehen und überlegen: Was bieten wir? Was kriegen wir? Und da geht es nicht um Geld.

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