Das Wunder von der Grotenburg "Das bedient viele Romantizismen der Anhänger"

Warum das Magazin 11 Freunde das Duell Uerdingen gegen Dresden zum besten Fußball-Spiel aller Zeiten gewählt hat.

Herr Jürgens, das 11-Freunde-Magazin hat das Rückspiel zwischen Bayer Uerdingen und Dynamo Dresden zum größten Fußballspiel aller Zeiten gewählt. Warum?

Tim Jürgens: Wir haben seinerzeit für unser Magazin viele Redaktionen anderer europäischer Magazine angefragt, Interviewpartner gehört oder selbst in uns hineingehorcht. Das Spiel in Uerdingen wurde unglaublich oft genannt. Dieses deutsch-deutsche Duell, diese unfassbaren, ungewöhnlichen Typen. Die Sternstunde von Wolfgang Funkel mit drei Toren.

Welche Spiele hat das Duell in Uerdingen hinter sich gelassen?

Jürgens: Auf dem zweiten Rang landete das „Wunder von Bern“, der 3:2-Finalsieg 1954 der Deutschen gegen Ungarn bei der WM in der Schweiz. Dritter wurde das 6:5 im Champions-League-Finale 2005 nach Elfmeterschießen zwischen dem FC Liverpool und dem AC Mailand. Seinerzeit hatte Mailand schon mit 3:0 geführt.

Spiele, die doch eigentlich größere Bedeutung hatten, oder?

Jürgens: Wir aktualisieren das Werk ja immer. Und wir haben auch darüber nachgedacht, ob das 7:1 gegen Brasilien im WM-Halbfinale 2014 nicht doch Anrecht auf die Spitze hat. Aber fast alle haben gesagt: Nein, dieses Spiel in Uerdingen 1986 bleibt das größte aller Zeiten.

Was macht es aus?

Jürgens: Dieses außergewöhnliche deutsch-deutsche Duell, verbunden mit der nicht zu überbietenden sportlichen Dramatik von 1:3 zur Pause auf 7:3. Da ist dieser Verein Bayer Uerdingen, der vielen eine Erinnerung ist, aber den die jungen Menschen ja gar nicht mehr verstehen, weil er mehr oder weniger nach dem Ausstieg von Bayer in der Versenkung verschwunden ist.

Dieses Stadion, die Grotenburg, Uerdingen das erste Mal live im deutschen Fernsehen, ein kalter, regnerischer Abend — das bedient viele Romantizismen der Fußball-Anhänger.

Sie haben gerade Matthias Herget für eine Geschichte getroffen. Wie erinnert sich der damalige Uerdinger Kapitän?

Jürgens: Das Interessanteste: Der Trainer von damals, Karl-Heinz Feldkamp, hat immer gesagt, er habe in der Halbzeit die Mannschaft motiviert, man solle sich nicht hängen lassen, nicht im ersten TV-Livespiel von Bayer 05 Uerdingen.

Diese Worte, sagt Herget, habe er als Kapitän aber selbst an die Mannschaft gerichtet, während Feldkamp in seiner Wut ob des 1:3 zur Pause eher geschwiegen habe. Da muss die Geschichte noch mal neu erzählt werden.

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