Karel Lang: Zufallseinkauf wird zum Star

Er kam, sah und siegte: 1990 wechselte Karel Lang als Torhüter zum KEV. Der „Hexer“ sorgte in Krefeld schnell für Furore.

Krefeld. Bitter sah es aus, als der damalige KEV-Boss Uli Urban Anfang Dezember 1990 nach Stuttgart fuhr. Angetreten als Aufstiegsaspirant dümpelte man im unteren Drittel der Zweiten Liga. Trainer Holger Ustorf entlassen, der teure mit prominenten Cracks gespickte Kader agierte „uninspiriert“. Der Versuch mit dem „sportlichem Lackschuh“ wurde zum wirtschaftlichen „Barfuß“.

Beim krisengeschüttelten damaligen Süd-Zweitligisten EV Stuttgart wollte Urban die noch ausstehenden rund 130 000 Mark Ablöse für Peter Jedrus und Tauno Zobel eintreiben, um wenigstens etwas „Geld an den Füßen zu haben“. Doch statt einen Lackschuh bezahlt zu bekommen, fuhr er zurück und musste noch einen neuen „Lackschuh“ bezahlen. Denn die zahlungsunfähigen Schwaben hatten ihm kurzerhand ihren Torhüterstar Karel Lang verkauft.

Noch von den Raststätten entlang der Autobahn soll Urban alle Krefelder Eishockeygönner abgeklappert haben, um diesen Deal stemmen zu können. Mit hochrotem Kopf drückte er Tage später jedem, der sich nicht rechtzeitig abwenden konnte, einen Artikel des damaligen Fachblattes „Sportkurier“ in die Hand. „Langs Schwäche? Er hat keine!“ stand dort zu lesen. „Und der kommt jetzt zu uns!“ Wie emotional dieser Augenblick für Urban gewesen sein muss, das wurde erst später deutlich, denn er hatte alles auf diese eine Karte „Karel Lang“ gesetzt.

Die Fotografen mussten suchen, bis sie den unscheinbaren Mann auf der Tribüne entdeckten. Noch nicht spielberechtigt sah Karel Lang am 9. Dezember beim „Gummistiefelduell“ in Grefrath den absoluten Tiefpunkt. 1:7 verlor der KEV, rutschte trotz neuem Trainer Mike Zettel auf den letzten Tabellenplatz. Was er denn gesehen habe, darauf antwortete der „Hexer“ zurückhaltend und mit ein wenig „Schwejk“: „Es gibt viel für mich zu tun.“ Fünf Tage später streifte sich der 32-jährige CSSR-Torhüterstar erstmals sein Stirnband für den KEV über. Und sein Debüt beim 5:1-Auswärtssieg in Iserlohn war derart eindrucksvoll, dass selbst sauerländer Eishockeyfans sich heute noch an die erste der Lang-Galas erinnern.

Auch KEV-Kapitän Uwe Fabig war mächtig beeindruckt. Mal wieder auf der Strafbank sitzend hatte er fast seine zwei Minuten abgebüßt und der Zeitnehmer hatte die Tür schon geöffnet — aber beide waren gebannt vom Geschehen auf dem Eis.

Schlagschuss abgewehrt mit der Stockhand, Pass in Torraum weggestochen, nochmals die Stockhand und dann mit der Fanghand den Flachschuss aus dem Winkel gefischt — mit anschließender Pirouette. Gefühlt eine halbe Minute hätte Fabig schon ins Spiel eingreifen können, doch er — und viele andere — stand und staunte. Die Aufholjagd des KEV endete letztlich mit einem Aufstieg.

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