SPD fordert eine neue Baupolitik

Flächen der Stadt sollen bei der Erschließung von Wohngebieten bevorzugt werden.

Krefeld. Die SPD will in Krefeld eine andere Baupolitik durchsetzen. Das Ziel: Flächen sollen nur noch dann als Bauland oder Gewerbegebiet ausgewiesen werden, wenn die Stadt Eigentümerin ist oder eine Option auf das jeweilige Areal hat.

„Wir wollen verhindern, dass Private daran verdienen, dass aus Ackerflächen Bauland wird. Diese Wertsteigerung sollte vielmehr der Allgemeinheit zugute kommen“, sagt SPD-Fraktionschef Ulrich Hahnen.

Er verweist auf Willich. Die CDU-regierte Nachbarstadt betreibe das für Krefeld geforderte Prinzip seit Jahren sehr erfolgreich. „Stillstand gibt es hier nicht, weil die Politik sich einig ist. Die Eigentümer wissen, dass sie auf ihrem Ackerland sitzenbleiben, wenn sie nicht an die Stadt verkaufen.“

Als Negativbeispiel führt Hahnen Fischeln-Südwest an. Dieses Areal sei unter Rot-Grün Anfang der 90er Jahre von der Stadttochter Wohnstätte gekauft und bis heute nicht erschlossen worden. Stattdessen setzte die Mehrheit nach der Abwahl von Rot-Grün auf das Gebiet Kütterheide. Das Gelände war vor der Bebauung in privaten Händen.

Wie sehr das Thema 2006 die Gemüter erregt hat, belegt unter anderem das Protokoll der Sitzung des Planungsausschusses vom 3. Mai dieses Jahres. Damals wurde bekannt, dass mit der Kölner Firma Regio ein auswärtiger Bauträger systematisch Optionen auf Bauerwartungsland in Krefeld erwirbt. Hinter Regio steht als Eigentümerin die Bover-Anstalt mit Sitz in Liechtenstein. Wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform der WZ sagte, handelt es sich dabei um eine Briefkastenfirma.

Die Verhandlungen für die Regio — auch für das Gebiet Kütterheide — führte der Krefelder Unternehmer Josef Krings, ein Schwager von CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel. Hahnens Vorwurf damals: „Ich habe die Befürchtung, dass hier jemand mit Insiderwissen ausgestattet ist.“

Fabel hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Sein Schwager sei lediglich als Makler aufgetreten.

Eckart Preen, Chef der Krefelder Wirtschaftsförderung (WFG), lehnt den Vorstoß der SPD, stadteigenes Areal bei der Planung zu bevorzugen, ab. Seiner Ansicht nach sollten öffentliche und private Flächen bei der Erschließung und Vermarktung gleichrangig behandelt werden. „Entscheidend ist für uns, was der Kunde will“, sagt Preen. Im vergangenen Jahr habe die WFG 17 Firmen bei ihrer Ansiedlung in Krefeld begleitet. Gut die Hälfte davon habe sich für eine Investition auf privatem Gelände entschieden.

Laut Preen gibt es durchaus Fälle, in denen die WFG keine öffentlichen Flächen anbieten könne. Jüngstes Beispiel: das Getränkehandelsunternehmen Bacher und Carina, nach der Fusion von Bacher (Krefeld) und Carina (Willich) seit Jahresbeginn am Start. Die Firma brauche für die Ansiedlung Industriegebiet, weil dort 24 Stunden am Tag gearbeitet werde. „Interessant könnte ein privates Areal südlich der Anrather Straße sein“, sagt Preen.

Geschäftsführer Oliver Bacher bestätigt das. „Wir wollen deutlich größer werden“, so der Manager des Unternehmens, das zur Bitburger-Gruppe gehört. Seinen Angaben zufolge beschäftigt Bacher am jetzigen Standort an der Breuershofstraße in Fischeln 120 Mitarbeiter. Künftig benötige der Betrieb doppelt so viel Fläche wie heute. „Wir möchten in Krefeld bleiben. Aber es gibt auch Grundstücke in Willich, die wir uns ansehen“, sagt Bacher. „Je früher eine Entscheidung fällt, umso besser.“

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