Sonne satt: 135.000 Jecken feiern beim Rosenmontagszug in Krefeld

1900 Karnevalisten ziehen durch Krefeld. Der närrische Lindwurm startet verspätet. Autofahrer ignorieren Absperrungen.

Sonne satt: 135.000 Jecken feiern beim Rosenmontagszug in Krefeld
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Als der Rosenmontagszug sich vom Sprödentalplatz aus in Bewegung setzen will, klopft ein Mitglied des Comitée Crefelder Carneval (CCC) noch mal an die Fensterscheibe des Polizeiwagens, der den Zug anführt. Allen Beteiligten sitzt der eng getaktete Ablaufplan im Nacken. Doch für diese Geste muss noch Zeit sein. Der Polizeibeamte erhält eine Anstecknadel des CCC und pinnt diese an seine Uniform. „Auf einen guten Zug“, rufen sich Zugleitung und Polizei noch zu, dann setzt sich der närrische Lindwurm, traditionell angeführt vom 1. Amazonencorps, in Bewegung. Bei strahlendem Sonnenschein machen sich 1900 Jecken auf die rund 7,7 Kilometer lange Strecke durch die Innenstadt.

Die größte Gruppe stellt die Große Karnevalsgesellschaft Krefeld 1878 (GKGK), die nach Angaben des 1. Vorsitzenden Werner Krüger mit drei Wagen und rund 100 Vereinsmitgliedern am Zuggeschehen teilnimmt. „Wir sind einfach jeck“, sagt Krüger. Die GKGK widmet sich mit ihrem Mottowagen in diesem Jahr dem Skandal rund um die Verflechtungen zwischen dem Eros-Center und den an die Stadt geflossenen Spenden für die Krefelder Kultur. Das Motto: „Soli op Krieewelsch“.

Rosenmontagszug in Krefeld - Die schönsten Bilder
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Solidarisch zeigen sich einige Zugbesucher auch, als an der Neuen Linner Straße kurz vor Eintreffen des Zugs mehrere Autos in den eigentlich gesperrten Bereich fahren und nicht mehr herausfinden. Kurzerhand werden Absperrgitter zur Seite geschoben. „Es gab mehrere Probleme, weil Autofahrer Straßensperren ignoriert und umfahren haben“, sagt Stadtsprecher Timo Bauermeister nach Zugende. Sicherheitskräfte hätten die Autofahrer teilweise nicht davon abhalten können, in abgesperrte Bereiche zu fahren. Kennzeichen seien notiert worden, Anzeigen dürften folgen. Kurzfristige Änderungen an einer Absperrung waren laut Zugleiter Albert Höntges auch der Grund, warum der Zug rund 20 Minuten später startete. „Weitere Zwischenfälle gab es aber nicht“, so Höntges.

Bei strahlendem Sonnenschein schlängelte sich der närrische Lindwurm entlang der neuen Wegstrecke an 135 000 Besuchern vorbei. „Besonders gefreut hat es mich, dass wir an der Hansastraße an den Seniorenheimen vorbeigezogen sind“, sagt Höntges. Kommentiert wird das närrische Treiben an insgesamt neun Standorten in der City — unter anderem am Rathaus. Dort begrüßen Oberbürgermeister Frank Meyer und Ex-Prinz Tobias Stümges die Karnevalisten. Der Zuschauerbereich am Rathausvorplatz ist weiträumig abgesperrt. Die Entfernung zwischen Besuchern und den Zugteilnehmern ist zu groß. Familien schieben die Absperrgitter kurzerhand beiseite, um überhaupt Wurfmaterial sammeln zu können.

Gegen 15.45 Uhr kommen die ersten Wagen an der St.-Anton-Straße an, wo zunächst der Müll von den Wagen in Container entsorgt wird und sich der Zug dann nach und nach auflöst. 44 Mitarbeiter der GSAK sind an diesem Tag im Einsatz. Dreckig ist es auch am Friedrichsplatz, wo sich rund 1000 junge Menschen getroffen haben, um gemeinsam zu feiern und zu trinken.

Die Situation nach dem Zugende an dem großen Kreisverkehr ist kurzzeitig angespannt, als die Polizei wegen einer Schlägerei Verstärkung anfordert. Doch der Zwischenfall ist schnell geklärt. Hier wird eine von insgesamt zwei Strafanzeigen des Tages wegen Körperverletzung geschrieben. Aber insgesamt gibt es laut Polizei weniger Einsätze als im Vorjahr. „Die starke Polizeipräsenz zeigte Wirkung“, heißt es am späten Abend. Insgesamt gibt es bis in die Abendstunden neun Platzverweise, vier Männer und eine Frau werden vorübergehend in Gewahrsam genommen, weil sie einen solchen Verweis missachten. Ein 30-Jähriger wird festgenommen, weil er nicht nur das tut, sondern Beamte auch noch beleidigt und sich widersetzt. Neun weitere Karnevalisten werden vorübergehend in der Betreuungsstelle der Stadt aufgenommen, darunter fünf unter 18 Jahren, weil sie zu viel getrunken hatten.

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