Mies van der Rohe Sogar der Putz muss stimmen

Die Sheddach-Hallen im Businesspark, nach Plänen von Mies van der Rohe erbaut, sind in den Urzustand zurückversetzt worden.

Mies van der Rohe: Sogar der Putz muss stimmen
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die südlichen Fassaden der Sheddachhallen im Mies-van-der-Rohe-Businesspark sind originalgetreu wiederhergestellt: In mattem Weiß sind die spitzen Giebel der früheren Färberei von den hässlichen Vorbauten befreit und saniert. „Hier wurden Proben des alten Putzes genommen und analysiert, um auch hier im Originalbild zu bleiben, das Mies van der Rohe vorgegeben hat.“ Das sagt Norbert Hanenberg, der gemeinsam mit seinem Architekten-Kollegen Daniel Lohmann an einem Projekt der RWTH-Aachen arbeitet.

Das gelte auch für das Material für die Fenster und die Stahlelemente der Färberei, die wie das benachbarte HE-Hauptgebäude (HE steht für Herrenfutterstoffe) zwischen 1931 und 1935 nach Plänen des bekannten Architekten Mies entstanden. Den Auftrag der Fabrikanten Esters und Lange für den Bau der Verseidag-Textilfabrik war für Mies van der Rohe der einzige Industriebau, den er in seiner Laufbahn realisierte. Für die beiden Unternehmer hatte der Architekt zuvor bis 1930 die beiden Wohnhäuser an der Wilhelmshofallee errichtet, die heute als städtische Museen dienen.

Während das HE-Gebäude und die vier anschließenden Sheddachhallen nachweisbar aus der Feder von Mies stammen, sind weitere Gebäude im Süden des acht Hektar großen Komplexes seinem Schüler und Verseidag-Chefarchitekt Erich Holthoff zuzuschreiben. Aber Lohmann und Hanenberg haben auch herausgefunden, dass Mies van der Rohe zumindest in Teilen des Kesselhauses mit eigenen Plänen vertreten war. Dafür spricht, dass die Höhe des Kesselhauses genau der Höhe des HE-Gebäudes entspricht.

Zum Kesselhaus, das den Betrieb einst mit Energie versorgte, gehört auch der rund 75 Meter hohe Schornstein, der neben St. Anna und der Pauluskirche zu den Wahrzeichen des Inrath gehört.

Das Aachener Projekt, das auch Forschungen an Mies-Bauten in Chicago und Brünn/Tschechien umfasst, soll vom 4. März bis zum 7. August in eine Ausstellung in Heerlen in der niederländischen Provinz Limburg münden.

Dort wollen die Filmemacher Fabian Wegmüller und Dominique Müller ihre rund 15-minütige Video-Installation vorstellen. Dafür waren sie bereits in Chicago/USA, wo Mies nach seiner Emigration 1938 ein Architekturbüro führte. Derzeit drehen die beiden Künstler, die in Paris das „Studio Noir“ betreiben, an der Girmesgath. Anschließend reist das Team nach Brünn, um an der Villa Tugendhat zu filmen.

Offen ist allerdings, wann die Hallen der Färberei für neue Mieter bezugsfertig sind. Noch fehlen die Fassaden an der Nordseite komplett und präsentiert sich der Innenbereich im Rohbauzustand. Wolf-Reinhard Leendertz, Geschäftsführer der Verwaltungsgesellschaft des Businessparks, zuckt mit den Schultern. „Vielleicht werden wir damit noch in diesem Jahr fertig, vielleicht erst 2019 zum 100-jährigen Jubiläum der Bauhaus-Gründung von Gropius. Das wäre dann eine Punktlandung. Wer weiß.“

Die enge Kooperation mit den Denkmalhütern des Landschaftsverbandes und der Stadt seien nun mal zeitaufwendig, sagt Leendertz. Weit vorangekommen seien die Gespräche mit Interessenten für eine Gastronomie. Die möchte Leendertz im nördlichen Bereich mit seiner Backstein-Architektur und der früheren Tankstelle unterbringen.

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