Soziales Sie helfen, Schicksalsschläge zu verkraften

Die Notfallseelsorger sind bereit, wenn Unfälle oder Suizide passieren und stehen Betroffenen zur Seite.

Soziales: Sie helfen, Schicksalsschläge zu verkraften
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Es ist der Tag, an dem die Germanwings-Maschine in den französischen Alpen zerschellt. Die Verantwortlichen der Ökumenischen Notfallseelsorge (NfS) Krefeld stehen parat, falls die Düsseldorfer Kollegen am Flughafen Unterstützung brauchen. Deshalb sind die Helfer vom Dionysiusplatz auch bereit, als ein schwerer Motorradunfall mit einem Toten in Forstwald passiert.

„Wir sind sofort hingefahren, haben mit dem Unfallfahrer, Angehörigen und Zeugen gesprochen und uns gekümmert“, erklärt Martin Schuman, evangelischer Pastor und Leiter der NfS. „Gemeinsam mit der Polizei fuhren wir dann zu den Eltern des toten jungen Mannes. Die Polizei überbrachte die Nachricht.“

Wenn Menschen in Not geraten, sind die Helfer der Notfallseelsorge zur Stelle. In Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei begleiten sie Betroffene in kritischen Situationen. Sei es ein plötzlicher Todesfall in der Familie, Selbstmord oder ein Unfall. Das Helfen sei wichtig für die Menschen, es gebe aber auch den Helfern viel, ergänzt Bettina Furchheim vom evangelischen Kirchenkreis. „Unsere Arbeit steht und fällt mit Ehrenamtlern. In der nächsten Ausbildung ab 13. Januar sind noch einige Plätze frei.“

Die Ausbildung sei für die Teilnehmer bereichernd, sagt Furchheim. „Die Teilnehmer merken, dass sie fähig sind, zu helfen. Sie schauen anders auf andere Menschen. Berührungsängste gehen zurück.“

Die umfassende, kostenfreie Ausbildung umfasst 160 Stunden in neun Monaten. Sie beinhalte Praktika bei Einsätzen von Rettungsdienst und Polizei, Hospitation in der Notfallseelsorge, Gelegenheit zur kostenfeien Gruppen-Supervision — und viel Anerkennung. Schumann: „Die Bewerber müssen 25 Jahre alt sein und eine hohe physische und psychische Stabilität besitzen.“ Gut sei es auch, eine theologische, pädagogische, psychologische oder medizinische Vorbildung zu haben. Sie sollten im Umgang mit Menschen geübt und nicht scheu sein, ein einwandfreies Führungszeugnis besitzen und 14 Tage im Jahr Zeit für die Dienstbereitschaft haben.

Die Notfallseelsorge ist täglich rund um die Uhr erreichbar. In 46 Prozent der Fälle, in denen Hilfe benötigt wird, ist ein Todesfall der Grund. „Die Angehörigen können sich nicht vorstellen, dass der Mensch nicht mehr da ist.“ Es sei wichtig, in diesen „Schockphasen“, wenn ein einschneidendes Erlebnis passiert ist, da zu sein, mit den Leuten zu sprechen, erklärt Schumann weiter, oftmals auch mit ärztlicher Unterstützung.

„Es sind verschiedene Reaktionen der Betroffenen möglich, mit denen die Helfer fachgerecht umgehen müssen: Die einen schreien, wollen davon laufen und müssen gehalten werden, da sie keine Orientierung haben und sich verletzen können. Die anderen reagieren dumpf, gefühllos. Hier gelte es, Augenkontakt herzustellen. Wichtig sei auch, so Schumann: „Die Ehrenamtler müssen die innere Distanz wahren, die Krise des Gegenübers ist nicht meine. Selbst unterzugehen, das ist nicht der Sinn.“

Wer Interesse an der Mitarbeit der Notfallseelsorge hat, richtet seine Bewerbung mit Lebenslauf und Schilderung der eigenen Motivation an

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