Sie hat Rosenmontag gerettet

Weil ihr Vater Rolf Kox krank ausfiel, sprang Tochter Daniela kurzfristig als Zugleiterin ein.

Krefeld. Gezögert hat sie keine Sekunde. "Daniela, Du musst das machen", hatte Rolf Kox gesagt. Ausgerechnet an Karneval lag der langjährige Zugleiter des Rosenmontagszuges flach, eine Magen-Darm-Grippe hatte ihn erwischt. Doch Tochter Daniela Kox (32) sprang sofort ein. Neu waren ihr die Abläufe nicht, schließlich hatten sie und ihre Freunde in den vergangenen Jahren schon dem Vater geholfen - und sie wusste, dass sie sich auf ihren Verlobten Michael Klink und die sieben Freunde auch diesmal verlassen konnte.

So saß in diesem Jahr zum ersten Mal eine Frau im führenden Fahrzeug des Rosenmontagszuges, das Handy voll geladen, den Zugweg auf dem Plan und längst im Kopf, eine Liste mit Rufnummern vor sich - vor allem die von sieben Traktorfahrern, die im "Lindwurm" verteilt waren. So erfuhr Daniela Kox auch sofort von dem Unfall am südlichen Ende des Ostwalls, wo eine junge Frau vom Wagen gestürzt war. Die Zugspitze war inzwischen auf dem Neumarkt angelangt.

"Wir haben zehn Minuten Pause gemacht", erklärt sie, "das ist besser, als den Zug an einer Stelle auseinander reißen zu lassen." Bei Zwischenfällen dieser Art kann die gelernte Chemielaborantin, die in Straelen bei "Bofrost" arbeitet, ganz cool bleiben. Vor allem der Zug im vergangenen Jahr hat es sie gelehrt: "Da waren wegen des starken Regens reihenweise Wagen und Gruppen aus dem Zug ausgeschert, da hieß es vorne zu entscheiden, wie in der Mitte der Anschluss gewahrt wird."

Für Daniela Kox und ihren Freundeskreis beginnt die Rosenmontagspflicht lange vor dem Abmarsch vom Sprödentalplatz um 12.11 Uhr. Schon früh gilt es, die Kolonne der sieben großen Wagen aus einer Halle in Vennikel an der nördlichen Stadtgrenze abzuholen. Dann geht es um die Positionen auf dem Sprödentalplatz, damit der Abmarsch in einem Rutsch erfolgen kann. "In einem Plan ist die Zugfolge festgelegt. Den erhalten auch die Kommentatoren am Zugweg und die Ordnungs- und Hilfsorganisationen. Danach werden Nummernschilder mit den entsprechenden Abständen auf dem großen Platz verteilt. Wenn die Gruppen ankommen, können sie sofort die richtigen Stellen ansteuern."

Die gebürtige Krefelderin ist schon seit der Kindheit mit dem Brauchtum verbunden. Ihr Vater war viele Jahre Vorsitzender des Bürgervereins Nord, ihr Großvater Willi war Oberküster an der katholischen Hauptpfarrkirche St. Dionysius und stadtbekannt. So kam sie auf keine andere Idee, als "Ja" zu sagen, als Vater Rolf sie vor vier Jahren um Hilfe für die Organisation des Narrenzuges bat.

Auf dem Sprödentalplatz sind vor Zugbeginn nicht nur die Wagen und Gruppen zu ordnen und auf die Einhaltung der Regeln zu überprüfen. Die Rad-Engel, die an jedem Wagenrad mitgehen, um Unfälle zu vermeiden, werden mit Sichtjacken ausgestattet, die Verantwortlichen auf den Wagen werden informiert, welche Straßenbahnoberleitungen abgeschaltet sind und welche nicht, zum Beispiel am Ostwall, wo die K-Bahn weiter Energie braucht.

"Und wenn der Zug sich auflöst, ist unser Job noch nicht getan", erzählt Daniela Kox. "Während die anderen schon Feierabend machen, begleiten wir die FKK-Wagen mit einer Eskorte zurück nach Vennikel. Das muss schon aus Versicherungsgründen sein." Am Veilchendienstags-Resumée konnte Daniele Kox nicht teilnehmen, da hat sie ihren Freund hingeschickt. "Ich muss schließlich auch mal arbeiten", scherzt sie.

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