Sie bringen Schule und Studium unter einen Hut

Im Krefelder Studienzentrum der Fernuni Hagen wird seit 20 Jahren eine Schüler-Uni angeboten.

Sie bringen Schule und Studium unter einen Hut
Foto: Stadt Krefeld

Mitte. In Krefeld begannen vor 20 Jahren erste Schüler, während ihrer Schulzeit im Studienzentrum der Fernuniversität Hagen einige Kurse aus dem Fernstudium zu bearbeiten. Damals konnten die erbrachten Leistungen noch nicht auf ein späteres Studium angerechnet werden. Mit dem Thema Begabtenförderung beschäftigten sich damals nur wenige. Die Schüler waren eher damit allein gelassen.

Jutta Roßbach, Studienberaterin und Leiterin des Studienzentrums Krefeld, erklärt: „Durch einzelne Gespräche mit Schülern, die sich mit dem Studium allein fühlten, entstand die Idee, diese zusammenzubringen.“ Es begann ein Projekt, um die Schülerstudierenden gezielt zu betreuen, zu beraten und auch die Kommunikation untereinander zu fördern.

Dank einer Gesetzesänderung des Landes Nordrhein-Westfalen können die Schüler seit 2003 sogar ihre erbrachten Prüfungsleistungen für ein späteres Studium anrechnen lassen. „Man kann Jutta Roßbach durchaus als ‚Mutter der Schüler-Uni‘ in Krefeld bezeichnen. Denn sie hat das tolle Konzept ins Leben gerufen“, lobt der Beigeordnete Markus Schön.

Das Studienzentrum zeige, wie vielfältig die Bildungslandschaft der Kommune sei, merkt er an. Die Schüler, die ihren Lernhunger stillen, indem sie parallel zur Schule studieren, findet er bemerkenswert.

Durch das Engagement Roßbachs und die Unterstützung durch die Stadt Krefeld sowie der Bürgerstiftung konnte die Schüler-Uni im Studienzentrum weiter ausgebaut werden. Mit den Beiträgen der Bürgerstiftung Krefeld können zusätzlich Mentoren finanziert werden, die die Schüler bei inhaltlichen Fragen beraten und sie im Hinblick auf die Klausuren vorbereiten. Mit diesem Konzept verfügt Krefeld über ein in Nordrhein-Westfalen einmaliges Angebot. „Die Schülerstudierenden sind in einem ganz normalen Studium integriert und können so abschlussorientiert studieren, ohne den Schulunterricht versäumen zu müssen — ganz anders als in der Schüleruni an Präsenzhochschulen“, sagt Roßbach.

Mindestens zweimal im Studienhalbjahr findet ein Treffen mit allen statt, bei dem allgemeine Fragen geklärt und der Studienfortschritt besprochen wird. Einige Male im Semester treffen sich die jungen Studierenden mit ihren Mentoren für die individuelle Betreuung, Unterstützung und die Beantwortung von fachinhaltlichen Fragen.

Durch zusätzliche Termine zur Klausurvorbereitung konnten die Semesterabschlüsse laut Jochen Rausch von der Bürgerstiftung gesteigert werden. Sehr erfolgreich haben sogar vier Schüler ein Bachelorstudium gleichzeitig mit dem Abitur abgeschlossen. Andere absolvierten einen großen Teil ihres Studiums bereits während der Schulzeit und konnten so ihren Bachelor in ein oder zwei weiteren Semestern frühzeitig erreichen.

Mittlerweile nehmen pro Semester zehn bis 15 Schüler an der Schüler-Uni im Behnisch-Haus an der Petersstraße 120 teil. In den 20 Jahren nutzten über 200 Jugendliche diese Bildungsmöglichkeit. Sie studieren in Fächern wie Mathematik, Informatik, Philosophie, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften oder Politik.

Thilo Scharnhorst ist einer von ihnen. Er hat gerade sein Abitur gemacht und während der Schulzeit fünf Semester Informatik studiert. Nun steht er kurz vor seinem Bachelor-Abschluss und möchte in Cambridge oder in London Mathematik studieren. „Im Schüler-Studium erhält man Aufgaben, die zu festen Terminen einzusenden sind. Am Ende des Semesters muss man eine Prüfung bestehen. Das Tempo ist selbst bestimmbar, indem man die Anzahl der Studienbriefe auswählt“, erklärt er. Die Flexibilität des Fernstudiums beschränkt sich jedoch nicht nur auf die freie Zeiteinteilung, weiß Roßbach: „Man muss sich nicht auf ein bestimmtes Studienfach festlegen, sondern kann auch verschiedene Fächer wählen.“

Svea Krause nutzt das Angebot der Schüler-Uni ebenfalls. Die 16-Jährige hat gerade die zehnte Klasse abgeschlossen und studiert nebenbei Rechtswissenschaften im ersten Semester: „Ich mache das Fernstudium, um eine Idee zu bekommen, wie das Fach so ist. So kann ich ins Thema reinkommen oder eventuell die Rechtswissenschaft für mich ausschließen, bevor ich ein Präsenz-Studium anfange.“ Damit erweist sich das Fernstudium während der Schulzeit als hilfreiche Entscheidungsgrundlage.

Nähere Informationen sind bei Jutta Roßbach unter Telefon 862591 oder per E-Mail an [email protected] erhältlich. Studieninteressierte können sich auch in der Geschäftsstelle des Studienzentrums telefonisch unter 777860 sowie per E-Mail an [email protected] über Aufbau und Inhalte der Studiengänge informieren. Bewerbungsschluss für das nächste Semester ist am Dienstag, 31. Juli.

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