Serie "Altes Eisen aufpoliert": Eine Liebe, die nicht rostet

Die WZ stellt in einer Serie seltene und extravagante Liebhaber-Karossen vor. Los geht es mit Max Frieling und seinem Corvair.

Krefeld. Der schlaue Käfer „Herbie“, ein sprechender Sportwagen als „Knight Rider“ auf Gangster-Jagd oder der fliegende Citroën DS eines Louis de Funès in „Fantomas“: Geschichten über die Liebe von Männern zu ihren Autos füllen endlos viele Romane und Filme. Entscheidend dabei ist der spezielle Charakter des Wagens — er muss entweder schneller, eleganter oder seltener sein, als alle anderen.

Eine weitere Kategorie der Autoliebe ist die zu Oldtimern. Kanten und Formen, die sich mit ihrem Design formschön vom Zeitgeist abgrenzen und innen die Entwicklung der Technik dokumentieren. Auch in Krefeld gibt es Liebhaber solcher Karossen, die mitunter erstaunlich gut erhalten sind. Dazu gehört auch der „Chevrolet Corvair Monza Spyder Convertible“ aus dem Jahr 1964, den Max Frieling seit 2010 sein Eigen nennt. Der Geschäftsmann aus Schicksbaum ist stolz auf seinen „Chevi“, den er direkt aus den USA an den Niederrhein importiert hat.

„Das Auto ist in den 50er-Jahren entwickelt worden und war das erste Compact-Car (Kleinwagen) überhaupt, mit einem Motor aus Aluminium sowie einem Turbolader für den US-Massenmarkt. Ein faszinierendes Fahrzeug“, schwärmt der 46-Jährige. Frieling hatte sein Herz an das Automobil verloren, als er häufig beruflich in den USA unterwegs war — ganz gezielt hatte er dort nach dem Modell gesucht, das er jetzt besitzt. „Das Auto habe ich in Denver entdeckt und von dort hierher eingeschifft“, berichtet Frieling. Er wollte einen Viersitzer und ein Cabriolet — es ist ein bordeauxrotes Modell mit weißem Verdeck, von dem er fast schon zärtlich die beiden Schichten Tuch zurückschlägt, von denen der Wagen in seiner Garage bedeckt ist. Weder Rost noch verblassende Lackstellen sind an dem fast 50 Jahre alten Auto zu erkennen.

Die Geschichte seines Oldtimers ist für Max Frieling das Faszinierendste: „Das Modell war die Antwort der US-Autobauer auf die Wirtschafts- und Absatzkrise der 50er-Jahre“, weiß er zu berichten. Zu dieser Zeit dominierten europäische Hersteller den amerikanischen Markt.

Sein Oldtimer gibt ihm das Gefühl, Automobil-Historie lebendig zu machen und zu erleben. „Die 160 PS des Boxermotors brachten dem Corvair einst den Spitznamen ,Poor Man’s Porsche’ ein“, sagt Frieling. Gerne ist er mit seinem Fahrzeug rund um Krefeld auf Tour — idealerweise bei warmen Wetterbedingungen. Auf Oldtimer-Shows, wie der in Hüls, reiht sich Frieling gern unter die Autoliebhaber — Fachgespräche mit anderen Besitzern amerikanischer Wagen führt er auf der US-Car-Show in Grefrath. Aber auch größere Touren unternimmt Max Frieling mit seinem „Chevi“, nach Hamburg, Bayern oder an die Ostsee. „Leute drehen sich um, wenn sie ein schönes oder besonderes Fahrzeug sehen. Oder man kommt an der Tankstelle ins Gespräch“, beschreibt Frieling seine Erlebnisse. Und er gesteht eine gewisse Eitelkeit ein: „Es macht Spaß und pflegt auch das Ego, wenn man Anerkennung für ein schönes Auto erfährt.“

Liegen geblieben ist Frieling mit seinem Oldtimer nur ein Mal — auf einem Ausflug gab der Motor plötzlich auf. „Ansonsten fährt der Wagen — und fährt und fährt.“ Allerdings hat sich Max Frieling nach diesem Ereignis vorgenommen, sich Wissen über die im Vergleich zu heutigen Modellen rudimentäre Fahrzeugmechanik anzueignen, um so auch einmal selbst schrauben zu können: „Die Original-Ersatzteile sind zwar nicht billig, aber gut erhältlich“, sagt Frieling.

Seine Frau ist zwar nicht so angetan von dem Hobby, das der Geschäftsmann vor etwa zehn Jahren zu seinem gemacht hat. „Zeitfresser, nennt sie es“, sagt Frieling schmunzelnd. Die beiden Kinder sind jedoch ebenfalls von Papas Oldtimer begeistert Und: „Die Ausfahrten finden dann meistens doch zu viert statt.“

Seine Begeisterung teilt Max Frieling gern mit Anderen, daher bietet er seinen Chevrolet auch in einem Online-Portal an, um ihn für besondere Anlässe zu vermieten. „Allerdings nur mit Fahrer“, sagt der 46-Jährige. Denn Fahrwerk und Schaltung seien eben nicht ganz einfach zu bedienen. „Bevor da etwas passiert, sitze ich lieber selbst am Steuer“, sagt er. Und das ist für Frieling auch kein großes Opfer. Denn: „Ich habe mir mit diesem Auto einen Traum erfüllt.“

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