Engagement Seit 50 Jahren für Gehandicapte im Einsatz

Mit 200 Gästen feierte das Heilpädagogische Zentrum für Menschen mit Behinderungen seinen Geburtstag.

Engagement: Seit 50 Jahren für Gehandicapte im Einsatz
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Ein 50. Geburtstag ist für viele eine große, aufregende Sache. So auch für viele Mitarbeiter der Heilpädagogischen Zentren (HPZ) oder von „Impuls“. Denn für die Feier in der Sporthalle an der Krefelder Siemensstraße ließen sie sich ein spezielles Rahmenprogramm einfallen: wochenlang studierten sie mit ihren Rollstühlen Tänze sowie Lieder mit dem von Lonny Kox geleiteten Chor ein. Am Tag der Feier war es dann so weit. Die Rolli-Fahrer hielten zur Musik bunte Schilder, auf denen die Zahl „50“ stand, in die Höhe. Auch das HPZ-Lied „Wir machen die Türen auf“ wurde gesungen.

Etwa 200 geladene Gäste waren unter anderem zur Feierstunde gekommen. Einige Redner, wie Krefelds Stadtdirektorin Beate Zielke oder der Landrat des Kreises Viersen, Andreas Coenen, hoben dabei die wichtige Arbeit der Gesellschaft hervor. Coenen: „Über so einen Partner können wir nur sehr dankbar sein.“

Mehr als zwei Stunden dauerte der offizielle Teil. Langeweile oder endlose Reden gab es trotzdem nicht. Dies lag am abwechslungsreich gestalteten Programm und an der flotten Moderation von WDR-Redakteurin Steffi Neu.

Etwa in der zwölften Reihe saß die Grefratherin Adele Trienekens (52) , die schon seit mehr als 30 Jahren in der HPZ-Werkstatt in Vinkrath arbeitet. Sie ist die 1. Vorsitzende des Werkstattrates, sah sich vergnügt einen Film an, in dem sie selbst heutigen Pensionären und früheren Mitarbeitern, so Schreinermeister Herbert Lahnen oder dem damaligen Fahrdienstleiter, Theo Berger, die heutige Einrichtung erläuterte.

Mitarbeiter und Räte anderer Werkstätten, wie Adolf Finke oder Klaus Böhmer, sahen und hörten aufmerksam zu.

Böhmer arbeitet in Kempen in der Hauswirtschaft, andere helfen unter anderem beim Druck von Broschüren, sortieren, zimmern Kästen als Wertsachen-Boxen für Schwimmbäder, bügeln Krankenhaus-Wäsche oder schneiden Kopfweiden. Jeder so, wie er kann. „Uns helfen beispielsweise viele beim Schnitt des Straßenbegleitgrüns“, berichtet der Chef der Hamelmann-Unternehmensgruppe, Jürgen Hamelmann (Kempen).

Die Verantwortlichen hatten das Ganze in drei Abschnitte unterteilt und Moderatorin Neu holte nach jedem der drei Filme, bei dem es um „Gestern“, „Heute“ und „Morgen“ ging, Talkgäste zu sich auf die Bühne.

Im ersten Film erinnert als so eine Art „Pionierin“ die damalige Hausmeisterin einer Vinkrather Schule, Cäcilia Soschniok, an die Anfänge im ehemaligen Fahrradkeller der Schule: „Wir hatten damals, als sich bei uns die erste Gruppe traf, überhaupt keine Arbeit, haben erst einmal gemeinsam Sport getrieben.“

Es ging dann immer strukturierter weiter. Eine Mutter, Conchy Vega, sprach von ihrem großen Glück, dass ihre fünfjährige Tochter Mia, die mit dem Down-Syndrom und einem Herzfehler zur Welt kam, einen Platz in der integrativen Tagesgruppe in der HPZ-Zentrale in Tönisvorst-Hochbend gefunden hatte. Und der etwa 30-jährige Jonny berichtete voller Stolz, wie er geholfen hat, eine alte Bauernkate im Freilichtmuseum Dorenburg neu zu mauern.

Jonny sagte selbst über seine Krankheit: „Ich habe ADHS und eine Mathe-Schwäche, raste immer noch schnell aus und möchte das endlich in den Griff bekommen.“

Rede und Antwort stand als ein weiterer Zeitzeuge der damalige Leiter des Krefelder Sozialamtes, Walter Adelfang, und — trotz der Niederlage seiner Bayern tags zuvor im Pokalspiel gegen Dortmund — HPZ-Geschäftsführer Michael Weber. Er wünschte sich, dass bei allen Ideen, die Werkstätten zu öffnen und den Mitarbeitern dadurch mehr Beschäftigungsmöglichkeiten zu geben, der schützende Charakter dieser Einrichtungen nicht verlorengehen dürfe. Weber: „Wir müssen genau hinschauen, wo wir uns öffnen und wie wir weiterhin die Menschen bei uns schützen und bewahren können.“

Gewünscht wurde ferner, dass es bei den einzelnen Arbeiten passgenauere Zertifikate gäbe, durch die die gehandicapten Menschen auch bei anderen privaten Arbeitgebern eine Arbeit finden könnten.

„Von der gewollten Inklusion sind wir nach wie vor weit entfernt“, stellte Professorin Sandra Glammeier von der Hochschule Niederrhein am Ende nüchtern fest.

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