Aidshilfe Seit 30 Jahren engagiert gegen HIV

Zum runden Geburtstag blickt die Aidshilfe Krefeld auf drei bewegte Jahrzehnte zurück und weist auf künftige Herausforderungen hin.

Aidshilfe: Seit 30 Jahren engagiert gegen HIV
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Was ist ein Geburtstag ohne gutes Essen und Unterhaltung? Gar nichts, weiß die Aidshilfe Krefeld und hat ihre Partner und Unterstützer aus Medizin, Bildung, Politik und sozialen Einrichtungen gestern in die „Kulisse“ eingeladen. Kinderschminken gab es nicht, dafür Lieder von Kabarettist Volker Diefes, Geburtstagsgeschenke und einen facettenreichen Rückblick, der nicht nur Oberbürgermeister Frank Meyer nachdenklich gestimmt hat.

Als sich die Aidshilfe Krefeld 1986 gründete, bedeutete die Diagnose HIV ein Todesurteil. Tausende Menschen waren in den USA bereits an dem Virus gestorben, auch in Deutschland infizierten sich immer mehr Menschen. AIDS war ein Tabu, das Panik auslöste. Frank Meyer fasst zusammen, was das für die Arbeit der Aidshilfe bedeutete: „An Krankenbetten sitzen, Hände halten, Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten. Viele Beerdigungen.“ Mit drei Mitarbeitern stellte sich die Aidshilfe der Herausforderung Menschen, für die es keine Hoffnung gab, zur Seite zu stehen und gegen Diskriminierung anzukämpfen.

Seitdem hat sich medizinisch viel getan. „Es gibt zwar noch keine Heilung für Infizierte des HI-Virus, aber Medikamente, die den Betroffenen eine so gut wie normale Lebenserwartung ermöglichen“, erklärt Peter Arbter, der auf der Uerdinger Straße eine HIV-Schwerpunktpraxis betreibt.

Den steinigen Weg der Medizin dorthin hat die Aidshilfe in Krefeld begleitet: Zu ihnen kamen Menschen, die das Virus in ihrem Körper mit 60 Tabletten täglich eindämmten und Nebenwirkungen ähnlich einer Chemotherapie über Jahre hinweg aushielten. 63 schafften es nicht und starben an den Folgen von HIV.

Schreckliche Tiefschläge, von denen sich die Mitarbeiter der Aidshilfe jedoch nie abhalten ließen, weiter zu kämpfen. „Wir sind mit so viel Freude bei der Arbeit“, sagt Beate Schanzenbach, die eigentlich nur für drei Jahre bleiben wollte, als sie 1990 ihren Dienst begann.

Offiziell ist die Sozialarbeiterin für Beratung und Betreuung zuständig, inoffiziell gehört sie zum Herz der Einrichtung. Das zu HIV zugehörige Stigma schürt die Angst vieler Infizierter, sich bei Freunden und Familie zu outen. Erfüllt von dieser Angst und teilweise im Stich gelassen von Angehörigen, fanden viele HIV-positive Menschen im Laufe der Jahre eine zweite Familie bei der Aidshilfe.

Um ihnen neben Geborgenheit alle Hilfsmöglichkeiten und Informationen an die Hand zu geben, hat die Aidshilfe in den letzten drei Jahrzehnten ein verlässliches Netzwerk gespannt und sich in der Zusammenarbeit mit verschiedensten Partnern selber zum Experten gemausert.

Drei Umzüge waren notwendig, um den stetig neuen Anforderungen der Aidshilfe gerecht zu werden. Sie vereint heute neben dem Dauerbrenner Beratung eine Vielzahl verschiedener Angebote unter ihrem Dach: Ein ambulant betreutes Wohnangebot greift HIV-positiven Menschen unter die Arme, die ihren Alltag im Alleingang nicht mehr bewältigen können. Migration und HIV ist ebenso Themenschwerpunkt im Arbeitsalltag der Aidshilfe-Mitarbeiter wie die Unterstützung HIV-positiver Häftlinge. Im Bereich Prävention verteilt das SaferSexTeam Kondome ans Krefelder Partyvolk, tagsüber klärt Anja Wiese in Schulen und Unternehmen alle Fragen rund um HIV. Ohne die ehrenamtliche Unterstützung, wäre das alles jedoch nicht zu schaffen.

Gerade die Aufklärung ist heute wichtiger denn je. „Die besseren Behandlungsmöglichkeiten haben zu einer neuen Sorglosigkeit geführt, die Infektionszahlen sinken deshalb nicht“, sagt Frank Meyer mit Bedauern.

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