Schon um 6 Uhr wird hier die erste Stracciatella angerührt

Tradition: Seit 30 Jahren gibt es in der Eisecke Franken kühle Kugeln nach Konditorenart.

Krefeld. Obwohl in der Eisküche angenehme 18 Grad Celsius herrschen, hat Klaus Treecken einen hochroten Kopf und Schweiß steht ihm auf der Stirn, als er die Tür öffnet. "Ich habe gerade frisches Eis gemacht, da kommt man schon mal ins Schwitzen", erklärt er und zeigt auf die über 30 Jahre alte Eismaschine.

An dem Schmuckstück muss der Besitzer der Eisecke Franken gegen die Drehrichtung der Maschine das Eis rühren und abschöpfen: "Das geht ganz schön in die Arme", sagt der Eismann lachend.

Seit fünf Jahren führt er die Eisdiele an der Uerdinger Straße. Er hat sie vom Vorbesitzer und seinem guten Freund Willy Franken übernommen, der das Traditionsgeschäft vor ungefähr 30 Jahren eröffnete. "Als klar war, dass seine Kinder das Geschäft nicht übernehmen würden, suchte er einen Nachfolger. Bei einem Bier habe ich das großmundige Versprechen gegeben", erinnert sich 52-Jährige.

Er hielt sein Versprechen und erlernte beim Eis-Altmeister die Technik und Rezeptur. "Die bleibt natürlich geheim. Nur soviel sei gesagt: Dieses richtige Konditoren-Eis wird aus frischer Vollmilch gemacht, ohne künstliche Aromastoffe oder Ähnliches", lobt er seine kühlen Kugeln. Sogar seine Frau Gerlinde, die bereits vorher in der Eisdiele gearbeitet hatte, weiß nicht, was in den zehn Sorten so alles verarbeitet wird. "Ich bin für den Service zuständig. Das ist in Ordnung so", sagt sie.

Treeckens Arbeitszeit beginnt schon um 6 Uhr in der Früh, dann wird das erste Eis angerührt. Das Geschäft hat immer von 11 bis 21 Uhr geöffnet. "An heißen Tagen, wenn wir zahlreiche Kunden haben und ich mehrmals am Tag neues Eis machen muss, da ist man am Ende schon richtig erschöpft", gibt er zu. Aber tauschen wollen würde der gelernte Elektroinstallateur seinen Job nicht mehr.

Vor allem an sonnigen Tagen ist die Eisecke ein Zufluchtsort. "Unsere Türen stehen immer offen, um zu vermitteln, dass Kunden willkommen sind", sagt Gerlinde Treecken.

Die Servicekräfte flüchten bei besonders hohen Außentemperaturen vor allem gerne in die Eisküche oder in den vier Grad kalten Kühlraum. "Am kühlsten sind aber noch unsere Eiskübel, in denen Temperaturen zwischen minus 15 und minus 2Grad herrschen, damit unser Eis schön frisch und kalt bleibt", sagt Treecken.

Wenn man ständig mit so leckeren Sorten wie Vanille, Cappuccino oder Stracciatella hantiert, bleibt das Naschen nicht aus. "So zehn Kugeln Eis pro Tag esse ich schon", gibt Treecken zu und klopft sich dabei reumütig auf den Bauch. "Aber ich habe auch schon eine Diät hinter mir, bei der ich sechs Wochen ganz auf die Leckerei verzichtet habe". Gar nicht so einfach, wenn man das Eis den ganzen Tag vor der Nase hat. Dieses Problem stellt sich Gerlinde Treecken nicht. "Ich bin eh nicht so für Süßes, insofern macht mir das nichts aus."

Jeden Tag kommt auch der kleine Noah (5) zur Eisecke Franken. "Wir finden es einfach toll, dass hier alles bis hin zur Erdbeersoße mit frischen Zutaten selbst gemacht wird", erläutert seine Mutter Lydia Leyendecker den häufigen Besuch, während der Nachwuchs sich eine Kugel seiner Lieblingssorte bestellt: Einmal Stracciatella bitte.

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