Scheinheilige Flüchtlingspolitik

Zu „Flüchtlingshelfer warnen vor Ankerzentren“, WZ vom 21. Juni:

Ankerzentren sind keine Lösung des Flüchtlingsproblems. Durch die Ankerzentren werden Flüchtlinge isoliert und der Möglichkeit der Integration „beraubt“.

Was für eine Scheinheiligkeit in der Flüchtlingspolitik! Vor ungefähr drei Jahren wurden Flüchlinge mit offenen Armen in Deutschland empfangen. Es wurde in den Komunen zur Mitarbeit aufgerufen — damit wir es alle schaffen. Viele Ehrenamtliche haben sich bereit erklärt, sich um Flüchtlinge zu kümmern. Sobald sich der Ehrenamtliche mit „seinen“ Flüchtlingen vertraut gemacht hat, wächst die Verantwortung und auch die Freundschaft zu dem Schützling.

Viele Stunden verbringen Ehrenamtliche mit den Geflüchteten auf dem Ausländeramt, bei der Agentur für Arbeit, bei einem deutschen Rechtsanwalt (der auch von dem Flüchtling von seinem monatlichen Unterhalt bezahlt wird), am Telefon mit Krankenkasse und anderen Einrichtungen. Die deutsche Sprache wurde gelehrt, um die Aufnahme in einen Integrationskurs zu ermöglichen, viele Stunden mit Gesprächen über unsere Kultur und manchmal sogar mit Familienanschluss.

Ohne Ehrenamtliche wäre die Flut von Flüchtlingen überhaupt nicht zu bewältigen gewesen. Der Flüchtling, der nicht die Möglichkeit hat sich einem Ehrenamtlichen vertraut zu machen, hat absolut keinerlei Chancen hier in Deutschland. Was passiert dann nach zwei, fünf Jahren mit dem Flüchtling und dem Ehrenamtlichen? Der Flüchtling bekommt in den meisten Fällen keine Aufenthaltsgenehmigung und der Ehrenamtliche muss machtlos zu sehen, dass alle seine Bemühungen den Flüchtling zu integrieren nicht immer an dem Flüchtling scheitert, sondern an unserer scheinheiligen Flüchtlingspolitik. Wann sollte der Ehrenamtliche mit der Integration des Flüchtlings beginnen? Direkt nach Ankunft des Asylsuchenden oder nach drei, fünf Jahren bis der Flüchtling den eventuellen positiven Bescheid erhält?

Flüchtlingszentren begünstigen die schnellere Abschiebung in die Länder, wo die Einreise stattgefunden hat. Diese Handhabung führt zur Überforderung der Länder. Türkei, Italien und Griechenland haben jetzt schon mit dem Ansturm der Flüchtlinge finanziell und auch personell zu kämpfen. Warum schauen wir nur immer auf die negativen Zustände der Zuwanderung von Flüchtlingen? Es sollte viel mehr über positive und gelungen Integration berichtet werden.

Ursula Rapp, Krefeld

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