Sanieren oder Neubau: Das Stadthaus punktet mit Architektur

Die Sanierung des ehemaligen Verseidag-Gebäudes würde ein Stück Krefelder Textilgeschichte bewahren.

Der Bau Das Stadthaus wurde 1950 bis 1953 von Egon Eiermann als Verwaltungsgebäude für die Vereinigten Seidenwebereien (Verseidag) errichtet. Die Bruttogeschossfläche beträgt rund 23 000 Quadratmeter. Eiermann gilt als einer der großen Architekten der jungen deutschen Republik. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Die Nutzung Das Gebäude wird seit Ende der 1970er Jahre als Standort der Verwaltung genutzt. Hier arbeiten knapp 600 Mitarbeiter aus den technischen Fachbereichen. Auch das Stadtarchiv ist in einem Nebengebäude untergebracht.

Der Zustand Die Krefelder Architekten Piet und Klaus Reymann haben das Sanierungsgutachten für die Stadt Krefeld erstellt. Sie bezeichnen den Zustand des Stadthauses als „erbärmlich“. Zwar wurde in den vergangenen Jahren bereits in Brandschutz und PCB-Sanierung investiert (rund drei Millionen Euro), doch sind nach wie vor PCB und Asbest vorhanden. Hinzu kommen unter anderem marode Fenster und eine Heizungsanlage, die sich kaum regulieren lässt.

Die Kosten Laut Gutachten betragen die Kosten für eine Sanierung des Komplexes, inklusive kompletten Abbaus der Schadstoffe, 21,5 Millionen Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Umzug der Mitarbeiter in ein Ausweichquartier, die auf 266 000 Euro beziffert werden. Für die Miete in dieser Übergangszeit wird eine Summe von 1,24 Millionen Euro pro Jahr veranschlagt. Zudem müsse man bei einer Sanierung rund 20 Prozent aufschlagen, um mögliche „Überraschungen“ abfangen zu können.

Die Finanzierung Die Sanierung müsste vermutlich aufgrund des Volumens europaweit ausgeschrieben werden. Allerdings warnte der Kämmerer bereits, dass die Stadt diese Summe nicht allein stemmen kann, da angesichts der Haushaltslage die Kreditaufnahme von der Bezirksregierung gedeckelt wird. Das heißt, man braucht auf jeden Fall Partner — sei es aus dem privaten Bereich oder von den städtischen Tochtergesellschaften.

Die Dauer Die Sanierungsarbeiten würden nach Schätzung der Gutachter rund anderthalb Jahre dauern. Die Einsparpotenziale Die Stadt würde in ihr Eigentum investieren, erzielt damit eine Wertsteigerung. Der Energiebedarf, der derzeit bei rund 570 000 Euro pro Jahr liegt, könnte um etwa die Hälfte reduziert werden, würde aber nicht den Standard eines Neubaus erreichen.

Die Vorteile Das Stadthaus bietet Mitarbeitern und Besuchern ausreichend Parkplätze und ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Bei dem Gebäude handelt es sich um ein Denkmal, ein Zeugnis der Textilgeschichte der Stadt. Auch hier gilt: Die Stadt würde in ihr Eigentum investieren.

Die Nachteile Auch nach einer Sanierung könnte das Gebäude nicht die neuesten Energiestandards erfüllen. Die Kosten ließen sich zwar halbieren, wären aber immer noch höher als bei einem Neubau. Bei der Sanierung eines Altbaus ist man nicht vor Überraschungen sicher, so dass der Kostenrahmen überschritten werden könnte. Eine Übergangslösung für knapp 600 Mitarbeiter ist bisher nicht gefunden.

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