Kirmes Rostello zaubert, Castratius reißt

Crefelder Schau- und Belustigungsmenagerie versetzt die Linner Kirmes ins Mittelalter. Ein Hingucker ist die „Jungfrau“ mit weißem Bart.

Kirmes: Rostello zaubert, Castratius reißt
Foto: Marc Mocnik

Krefeld. Eigentlich wandeln die Linner Männer immer alleine auf den Spuren der Geschichte. Diesmal laden sie die Menschen ein und nehmen sie im Schatten der Burg mit ins tiefste Mittelalter. Rund um ihren mit einem grün-rot-weißen Tuch bespannten Schaustellerwagen bieten Bader, Feuerspucker und Magier bei der Kirmes auf dem historischen Andreasmarkt ihre Künste und Dienste an. Die Generalprobe der „Crefelder Schau- und Belustigungsmenagerie“, einer verspielten Truppe Linner Männer, bietet Jahrmarktatmosphäre früherer Zeiten und die Besucher harren im Regen aus.

„Wir waren mit dem Planwagen bereits auf den Spuren der Krefelder Auswanderer nach Amerika unterwegs“, sagt Peter Winkmann, der Ideengeber des Kalauers. „Leider sind wir in Goch gescheitert.“ Die zweite Tour sei von Linn nach Weeze gestartet, um einen Straftäter per Postkutsche zu befördern. Nun also lassen sie die Bürger teilnehmen an der Premiere, die auch ein Tour-Start ist. Der Bürgerverein Linn hat sie eingeladen, die Künste erstmals zu zeigen. Vorsitzende Ursula Giebels freut sich über die gelungene Kirmes am neuen Ort und steht in der ersten Reihe, um das Treiben der furchterregenden Männer als Zugabe zum Rummel zu beobachten.

„Theater, Theater, der Vorhang geht auf“, singen und spielen die Linner Rampensäue, die „Zirkuskapelle“, die die Aktionen musikalisch begleitet. Rostello, der schwarz gekleidete Magier, zieht die Leute dann in seinen Bann. „Schaut ihm nur auf die Hände, nicht in die Augen, sonst werdet ihr verzaubert“, warnt der Conférencier im langen schwarz-roten Samtmantel.

Ein Hingucker ist Leila, die „Jungfrau“ mit dem dichten weißen Bart und ebensolcher echter Haarpracht, die unter dem grauen Kopftuch hervorlugt und breit grinst. Sie agiert als Kartenleserin und Wahrsagerin. Wirklich grauenhaft zeigt sich Castratius, der Bader, der im blutverschmierten, ehemals weißen Kittel viele bereits durch bloßes Hinsehen kuriert. „Er vertreibt Heilwasser, ist gelernt im Zähnereißen“, erklärt Winkmann. „Die Leute konsultieren ihn für die ,Mudaspü‘. Das bedeutet: Mund-Darm-Spülung.“ Nach der Behandlung würden auch die Haare sprießen, bis zur königlichen Frisur.

Weiterhin stehen Feuerspucker Pyromano, der Mann vom Ätna und der Preisboxer im Weltklasse-Untergewicht, der stramme Mäx, fürs hochverehrte Publikum parat. Letzteres labt sich derweil an Schokoäpfeln, Fischbrötchen und Popcorn. Doch zurück zum Magier. Der erzählt von seinen Auftritten auf den Spuren von Siegfried und Roy in Las Vegas — schließlich heißt er auch Siegfried — und entzündet ein großes Streichholz. Es wird beim Abbrennen ganz schwarz. „It´s magic“, lautet sein Kommentar und die Zuschauer schmunzeln.

Besucherin Claudia Werlich zieht ein Fazit: „Es ist toll, dass so ein kleiner Ortsteil wie Linn diesen Jahrmarkt auf die Beine stellt.“ Übrigens hat Zugpferd, Kaltblut „Milow“, an diesem Abend frei und auch sonst sind keine Tiere dabei. So viel zur „Menagerie“.

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