Krefeld Rentnermord in Krefeld - Chronik eines Verbrechens

Im Fall des getöteten Rentners Werner L. sind die Täter zu langen Haftstrafen verurteilt worden. So lief das Verbrechen ab.

 Ermittler finden den Rentner am 26. Oktober 2016 leblos in seiner Wohnung an der Drießendorfer Straße.

Ermittler finden den Rentner am 26. Oktober 2016 leblos in seiner Wohnung an der Drießendorfer Straße.

Foto: samla.de

Krefeld. Es ist einer der spannendsten Kriminalfälle der vergangenen Jahre in Krefeld. Der Mord an Rentner Werner L. gibt den Ermittlern wochenlang Rätsel auf. Am Mittwoch werden die Täter zu Haftstrafen von 14, elfeinhalb, zehn und vier Jahren verurteilt. Bis zu ihrer Ergreifung ist es ein langer Weg. Die Chronologie eines Verbrechens.

26. Oktober 2016

Ein Bewohner eines Mehrfamilienhauses an der Drießendorfer Straße meldet um 19.55 Uhr bei der Polizei seinen Nachbarn Werner L. als vermisst. Um 20.55 Uhr lassen die Ermittler die Wohnung des Vermissten durch einen Schlüsseldienst öffnen. Sie machen einen erschreckenden Fund. Der 79-Jährige liegt tot in seiner Wohnung auf dem Boden. Arme und Beine sind gefesselt.

27. Oktober 2016

Die Obduktion ergibt, dass Werner L. erstickt wurde. Kriminalhauptkommissar Gerhard Hoppmann: „Panzerklebeband war nicht nur um die Arme und die Beine gewickelt, sondern auch um den Kopf und über die Atmungsorgane.“ Hinweise ergeben, dass der Rentner vor seinem Tod Kontakt zu zwei ihm zuvor unbekannten Frauen hatte.

2. November 2016

Die Polizei fahndet öffentlich mit Phantombildern nach zwei Frauen und einem Mann, die in Begleitung von Werner L. vor der Tat gesehen wurden. Für Hinweise wird eine Belohnung von 3000 Euro ausgesetzt.

November 2016

Bei den Beamten gehen über 200 Hinweise zu dem Mordfall ein. Doch keine Spur führt zum Erfolg. Die Krefelder Mordkommission zieht alle Register. Die Hoffnung ruht auf einer am Klebeband gefundenen DNA-Spur. Gerhard Hoppmann nimmt Kontakt zu Dr. Harald Schneider auf. Der Leiter der DNA-Abteilung des Landeskriminalamtes in Hessen findet dank modernster Analysemethoden Fremd-DNA auf dem Klebeband, mit dem Werner L. gefesselt wurde. Die DNA gehört Jerzy S., der verdächtig ist, zu einer Gruppe von Personen zu gehören, die gezielt Straftaten zum Nachteil älterer Mitbürger begehen.

Januar 2017

Über Wochen werden mehrere Personen von der Polizei überwacht. Anfang Januar erfolgt der Zugriff. In Krefeld, Düsseldorf und Solingen werden auch unter Hilfe von Spezialeinsatzkräften mehrere Objekte durchsucht und insgesamt elf Personen festgenommen. Gegen drei Männer, darunter Jerzy S., wird Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Kurz danach gibt es weitere Festnahmen.

1. Juni 2017

Staatsanwältin Anna Stelmaszczyk hat fünf Tatverdächtige wegen Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge angeklagt. Nach einem sechsten mutmaßlichen Täter wird international gefahndet.

18. Juli 2017

Der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter im Alter von 27 bis 53 Jahren startet am Krefelder Landgericht. Die Angeklagten schweigen zu den Vorwürfen, sagen im weiteren Prozessverlauf aber aus.

10. Januar 2018

Die 1. Große Strafkammer verurteilt die Angeklagten wegen der Tötung des 79-jährigen Hans Werner L. zu langen Haftstrafen. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass vier der Angeklagten am 26. Oktober in die Wohnung des Rentners eingedrungen waren, um dort Schmuck und Antiquitäten zu erbeuten. Das Gericht wertet die Tat nicht als Mord, weil die Angeklagten die Nasenlöcher des Mannes bei der Fesselung freigelassen hatten. Außerdem hätten sie die Durchsuchung der Wohnung abgebrochen, nachdem sie bemerkt hatten, dass der Mann gestorben war. Dennoch stellte das Gericht einen Raub mit Todesfolge fest.

Iwona G. (53) aus Krefeld und Jerzy S. (41) aus Solingen müssen dafür 14 Jahre ins Gefängnis. Przemyslaw F. (36), ebenfalls aus Krefeld, muss für elfeinhalb Jahre, Mariusz F. (43) aus Bochum für zehn Jahre in Haft. Der Krefelder Johann S. (27) wurde wegen Beihilfe zum Raub mit Todesfolge zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt.

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