Rauchverbot: Karneval ohne Kippen

Ab Mai nächsten Jahres sind auch Festzelte qualmfrei. Die Veranstalter sehen das mit großer Sorge.

Krefeld. Auf Karnevals- und Schützenvereine kommen schwierige Zeiten zu. Ab 1. Mai 2013 gilt in Nordrhein-Westfalen ein striktes Rauchverbot, das sich nicht nur auf Gaststätten, sondern auch auf Brauchtumsveranstaltungen auswirkt. Denn in Festzelten sind Zigaretten ab dann ebenfalls tabu. Bislang gab es dafür noch Ausnahmeregelungen. Hinzu kommen immer strengere Brandschutzvorschriften, die einzuhalten sind und weitere Kosten erzeugen. Entsprechend machen sich viele Vereinsverantwortliche Sorgen um die Zukunft des Brauchtums.

„Das Rauchverbot ist eine Bevormundung des Bürgers“, sagt Benedikt Lichtenberg, Vorsitzender der Bürger-Schützen-Gesellschaft Fischeln. Das Rauchen gehöre bei Schützen- und Heimatfesten einfach dazu. „Wer zu einer Festveranstaltung geht, weiß vorher, dass dort geraucht wird. Man kann sich darauf einstellen.“ Das neue Gesetz schätzt er als negativ für das gesellschaftliche Zusammensein ein.

Da rund 20 Prozent der Mitglieder Raucher seien, werde sich der Verein etwas einfallen lassen. „Denkbar wäre zum Beispiel, die Getränkestände außerhalb des Zeltes zu erweitern oder zusätzliche Stehtische aufzustellen“, sagt Lichtenberg. Sorgen, dass die Gäste ganz wegbleiben, habe er allerdings nicht. Lichtenberg: „Wir bieten ein gutes Programm, das zählt schließlich auch.“

Karsten Klaßen vom Linner Schützenverein sieht die Diskussion um das Rauchverbot eher entspannt: „Da die meisten Veranstaltungen ohnehin im Sommer stattfinden, erkenne ich da kein Problem für uns.“ Er sehe der Gesetzesänderung deshalb gelassen entgegen.

Bei den Karnevalisten sorgt das Rauchverbot hingegen für große Aufregung, obwohl die aktuelle Session noch nicht davon betroffen ist. „Das wird sich in der nächsten Session auf jeden Fall negativ auf die Sitzungen auswirken“, meint Volker Thürnau, stellvertretender Vorsitzender der Blauen Funken Krefeld. „Ich sehe da eindeutig Probleme auf uns zukommen.“ So könne er sich vorstellen, dass weniger Besucher zu Veranstaltungen kommen werden. Außerdem befürchtet er, dass die Sitzungen ständig gestört werden, wenn immer wieder jemand aufsteht und zum Rauchen nach draußen rennt.

Auch Karlfried Stapelmann von den Mösche-Männekes bereitet das Rauchverbot Sorgen: „Es kommt einfach sehr viel Unruhe auf, wenn die Raucher sich ständig bewegen müssen.“ Das habe er zuletzt beim Ball des Sports im Seidenweberhaus festgestellt. Eine vernünftige Sitzung sei so kaum möglich. Stapelmann: „Wir werden nun im Vorstand darüber diskutieren, wie wir am besten mit dem Problem umgehen.“

Da es in der aktuellen Session bereits ein Rauchverbot im Seidenweberhaus gibt, möchte die Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten zumindest erreichen, dass dieses aufgehoben wird. Dazu wurden sämtliche im Stadtrat vertretene Fraktionen angeschrieben. „Das Rauchverbot bringt uns in ein riesiges Dilemma“, meint Vorsitzender Helmut Hannappel.

Auch er kritisiert, dass während des Programms viele Leute den Saal verlassen müssen, um rauchen zu können. Hannappel: „Vielleicht bekommen wir für diese Session eine Sondergenehmigung für das Seidenweberhaus, aber nächste Session stehen wir auf jeden Fall vor einem riesigen Problem.“

Trost spenden könnte eventuell der Blick nach Bayern: Beim Münchner Oktoberfest bleiben die Zelte bereits seit drei Jahren rauchfrei — und die Gäste kommen noch immer in Scharen.

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