Raucher müssen vor die Tür

Wirte beklagen Umsatzrückgänge wegen des Rauchverbots in Gaststätten.

Krefeld. Das Rauchverbot in Gaststätten wurde in Krefeld seit dem 1. Mai mindestens neunmal unterlaufen. So vielen Bürgerbeschwerden jedenfalls geht der Fachbereich Ordnung derzeit nach. Manuel Kölker vom Presseamt der Stadt bezeichnet diese Kontrollen als Bestätigung der Vorwürfe. Er erklärt den Ablauf: „Die Mitarbeiter gehen da zunächst mal vorbei und schauen, ob jemand raucht. Jemanden auf frischer Tat zu ertappen, ist nämlich entscheidend. Sonst können sie nichts machen.“ Wobei die Definition von „auf frischer Tat ertappen“ durchaus weit gefasst sei: „Wenn sie Kippen entdecken oder Qualm bemerken, gilt das auch als erwischt.“

Beim ersten Bruch des Nichtraucherschutzgesetzes habe der Wirt noch nicht viel zu befürchten, sagt Kölker: „Einmal ist keinmal. Zunächst gibt es den warnenden Finger!“ Wiederholungstäter hingegen müssten Bußgeld bezahlen: „Das geht bei 35 Euro los und staffelt sich dann ganz fix nach oben.“ Sei dem Wirt auch damit nicht beizukommen, drohe ihm die ultimative Sanktion: „Dann wird ein Gewerbeuntersagungsverfahren eingeleitet.“

Norbert Kleinöder testet die Wirksamkeit dieser kommunalen Waffenkammer gar nicht erst aus. Der Inhaber von Norberts Pumpe, einer klassischen Einraumkneipe, schickt seine Gäste konsequent nach draußen, wenn sie rauchen wollen. Draußen, das ist ein etwa zweieinhalb Meter breiter Bürgersteig, der direkt an die vierspurige Philadelphiastraße grenzt. Dort jedoch scheint es für viele Raucher etwas zu ungemütlich zu sein. „Seit dem 1. Mai habe ich locker ein Viertel weniger Gäste.“ Und diejenigen, die trotz des Nichtraucherschutzgesetzes noch in seine Kneipe kämen, würden sich so oft vor der Tür versammeln, dass auch sein Getränkeumsatz merklich zurückgegangen sei.

Über diesen Zug der Raucher weg vom Tresen hin zu den Aschenbechern draußen hat auch Thorsten Hellwig, Pressesprecher beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Nordrhein, schon viele Klagen von Wirten gehört: „Der daraus resultierende Umsatzrückgang scheint noch belastender zu sein als die ausbleibenden Gäste.“ Zumal die qualmenden Pulks vor den Kneipen zu einem weiteren Problem führen würden: „Dann beschweren sich die Anwohner natürlich über den Lärm.“

Darüber macht sich Thomas Basalla keine Sorgen: „Wir hatten schon immer viel Publikumsverkehr — drinnen wie draußen.“ Basalla ist der erste Vorsitzende des Verberger Schützenvereins, der über Pfingsten sein Schützenfest feiern wird.

Das Nichtraucherschutzgesetz greift auch bei dieser Veranstaltung: Im Festzelt am Franz-Nolte-Platz herrscht Rauchverbot. Basalla glaubt aber nicht, dass das zu Problemen führen wird: „Wir haben auf dem Vorplatz Pavillons stehen. Da wird Bier ausgeschenkt, und man kann rauchen.“

Trotz seiner Gelassenheit ahnt auch er, dass eine Ära zu Ende gehen wird. Mit Bestimmtheit kann er es zwar nicht sagen, aber er vermutet, dass das diesjährige Schützenfest das erste in der Geschichte seines Vereins mit Rauchverbot sein wird — und die Verberger Schützen gibt es immerhin schon seit dem Jahr 1765.

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