Regel Ratssitzung: Luftballons und Plakate mussten draußen bleiben

Rund 80 Besucher sind am Donnerstag zur Ratssitzung gekommen. Nach den Tumulten im Mai blieb nun alles ruhig.

Krefeld. Ob befürchtet oder erhofft: Die große Demonstration gegen eine mögliche Verschärfung der Geschäftsordnung bei Rats- und Ausschusssitzungen blieb am Donnerstag aus. Rund 80 Zuschauer kamen zum Rat ins Seidenweberhaus, platzierten sich ordentlich auf den Stühlen. Auch einem größeren Ansturm wäre der Saal gewachsen gewesen: 230 Plätze standen zur Verfügung.

Die massiven Proteste gegen die Abschiebung Adnan Harbs in der Mai-Sitzung des Rats hatten dazu geführt, dass der Oberbürgermeister das Mitbringen und Zeigen von Plakaten und Transpartenten gestern ausdrücklich verboten hatte. Vier Mitarbeiter der Firma Control kontrollierten den Einlass an den beiden Saaleingängen.

Ein Hindernis bildeten sie nicht, auch wenn sich ihnen einige Besucher zunächst unsicher näherten. Einen Passierschein benötigten sie nicht. „Wir zählen nur, wie viele Menschen den Saal betreten“ erläutert ein Türsteher. Ausweise hatten nur die Politiker, und die zeigten sie vor, um nicht auf das Besucherkontingent angerechnet zu werden.

Brav eingerollt und außerhalb des Saals blieb das Fähnchen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, das Sylke Bleckmann mitgebracht hatte. Die Erzieherin aus dem städtischen Familienzentrum Herbertzstraße und Kolleginnen von Verdi demonstrierten vor und im Saal für eine bessere Bezahlung des Kitapersonals.

Der Luftballon musste draußen bleiben. Bleckmann hat Verständnis für die verschärfte Kontrolle. „Gewisse Sachen gehen einfach nicht“, sagt sie. Es gebe das Demonstrations- und Streikrecht, „aber bei gewissen Sachen gilt es, die Contenance zu wahren“.

Auch Sabine Hahn ist gekommen, Mitglied der Initiative zum Erhalt der Krefelder Bäume. Sie und ihre Mitstreiterin versuchen vor jeder Sitzung, die Aufmerksamkeit auf die Bäume zu lenken. Doch auch das kleine Plakat, das Hahn statt des üblichen Transparents gestern mitgebracht hat, darf nicht in den Saal.

„Wie soll man sich denn bemerkbar machen? Die meisten Politiker laufen doch sowieso wie mit Scheuklappen an uns vorbei.“ Hahn empfindet die Beschränkung als entmutigend. „Künftig kann man seinen Protest nur noch auf seine Kleidung drucken, oder man muss Botschaften auf seinen Körper malen.“

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