Tierschutz Immer mehr Igel in Privatgärten - Rasenmäher bringen grausamen Tod

Fast täglich bringen Leute zwei bis fünf verletzte Igel ins Tierheim. Frank Schankat bittet Gartenbesitzer, vor dem Mähen hinzuschauen.

Igel mit offener Fleischwunde.

Igel mit offener Fleischwunde.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Der größte Feind des Igels ist inzwischen der Mensch. Massive Eingriffe in der freien Natur zerstören seinen Lebensraum, die von Straßen zerschnittenen Landstriche verringern seinen Aktionsraum, Monokulturen in der Landwirtschaft vermindern Nahrungstiere. Deshalb suchen Igel verstärkt Grünanlagen und private Gärten auf. Sie lieben Hecken und Gebüsche, schlafen als nachtaktive Tiere tagsüber gern in höherem Gras. Deshalb werden sie immer häufiger das Opfer von Rasenkantenschneidern, Rasenmähern, Elektro-Sensen, Giftködern, Gartenfeuern, Pestiziden und Kunstdüngern. „Fast täglich bringen uns Leute zwei bis fünf Igel vorbei, die sie meist verletzt gefunden haben“, erzählt Frank Schankat vom Krefelder Tierheim.

Frank Schankat befreit den Igel auch von Zecken.

Frank Schankat befreit den Igel auch von Zecken.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Wenn die Gartenbesitzer genauer beim Rasen- und Kantenschneiden hinschauen und Tieren naturnahe, geschützte Plätze im Garten anbieten würden, gäbe es weniger für den Tierheimleiter und sein Team zu tun. Die Einrichtung am Flünnertzdyk ist keine Igelstation, sondern ausschließlich Anlaufstelle in Notfällen. Doch davon gibt es zahlreiche. Die Kosten der Versorgung werden über Spenden finanziert.

Oftmals bringen Leute Igel ins Tierheim, die sie abends beim Grillen oder auf einem Spaziergang entdeckt haben. „Die Leute meinen es gut, machen es aber falsch, wenn sie Igel mitnehmen“, sagt Schankat. Denn wenn die erst bei beginnender Dämmerung aktiv werdenden Tiere einem über den Weg laufen, ist das ganz natürlich. Der Aktionsraum der Männchen kann in der freien Natur bis 100 Hektar, die der Weibchen bis zu 30 Hektar betragen. „Sie sind keine richtigen Reviertiere, haben aber ihre festen Wege, ein Leben lang“, erklärt Schankat. Das gilt, selbst wenn ein Haus oder Straßen neu gebaut werden. Dies sei ein Grund dafür, weshalb Igel häufig an Straßen entlang liefen. Das wird ihnen schnell zum Verhängnis. Mehr als 500 000 Igel werden jährlich allein auf deutschen Straßen überfahren.

Igel sind als Wildtiere durch das Bundesnaturschutzgesetz das ganze Jahr über geschützt. Nur wenn sie erkennbar verletzt sind, darf der Mensch sie aus ihrer natürlichen Umgebung nehmen. „Igel sind eigentlich sehr robuste Tiere“, sagt Schankat. Doch in Schnittwunden und auf andere offene Verletzungen setzen sich Fliegen, die ihre Eier in die Wunden legen. Die geschlüpften Maden fressen die geschwächten Igel dann bei lebendigem Leib auf.

Die Tierpfleger im Tierheim leisten bei abgelieferten verletzten Igeln zunächst Erste Hilfe, bevor der Tierarzt den Patienten durchcheckt, entfloht, entwurmt und verarztet. Rollt ein Igel sich nicht mehr reflexartig ein, ist das ein Zeichen dafür, dass er sehr geschwächt ist. Mehrere Wochen bleiben die ärztlich versorgten und registrierten Igel in ihren Einzelboxen, bis sie kräftig genug sind, wieder an der Stelle ausgewildert zu werden, an der sie gefunden wurden.

Das Tierheim kann bei weitem nicht allen verletzten Igeln helfen. Private Igelstationen sind selten, ihre ehrenamtlichen Betreiber mit der kostspieligen und zeitaufwendigen Versorgung gefordert und manchmal überfordert. „Deshalb ist es so wichtig, dass Menschen, bevor sie im Garten arbeiten, nachschauen, ob sich im Gras oder im Gestrüpp am Rand Igel oder auch Jungvögel verstecken“, sagt Schankat.

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