Psychoterror aus dem Internet

Immer häufer werden Menschen Opfer von Cyberstalkern. Der Weiße Ring hilft den Verfolgten.

Krefeld. Immer wieder klingelt bei dem Mann das Telefon. Am anderen Ende der Leitung sind Leute, die auf diverse Kontaktanzeigen im Internet antworten wollen, auf Blogs und Fotos aufmerksam geworden sind, alles mit Kontaktdaten, Firmenadresse und Telefonnummer. Das Fatale: Nicht eine der Anzeigen hat der Mann selbst geschaltet, nie hat er in Internetportalen seine Kontaktdaten hinterlegt. Der Mann ist Opfer eines Cyberstalkers, einer Person die ihn über das Internet verfolgt, beobachtet, belästigt.

Was Anfangs nur lästig ist, kann später zur richtigen Belastung werden, weiß Ursula Schmitz, Außenstellenleiterin vom "Weissen Ring": "Die Opfer leiden unter Verfolgungsängsten, auch wenn die Beobachtung ausschließlich über das Internet erfolgt."

Für Stakling-Opfer ist es sehr schwer, genug Beweise gegen den Täter zu sammeln. Beim Stalking über das Internet ist es fast unmöglich, den Täter zu überführen.

Ursula Schmitz, Weißer Ring

Mit falschen Email- und verschleierten IP-Adressen gehen die Täter zu Werke. "Email-Adressen können mit erfundenen Daten angelegt werden. Und die IP-Adresse wird nicht von allen Seiter registriert, oft stehen Server im Ausland. Dann hat man nur wenige Möglichkeiten, dem Täter auf die Schliche zu kommen", sagt ein Spezialist der Krefelder Polizei.

Die Beobachtung und Belästigung über das Internet wird immer populärer, meint Ursula Schmitz. Doch während die Polizei in Krefeld im Jahr 2008 schon 116 Fälle von Stalking bearbeitet hat, ist in Sachen Cyberstalking nur ein Fall bei der Polizei bekannt. "Es kann natürlich schon sein, dass diese Fälle einfach weniger zur Anzeige gebracht werden. Aber das ist reine Spekulation", sagt Kriminalhauptkommissarin Karin Kretzer.

Was der Polizei bekannt ist: Es gibt ganze Internetseiten, auf denen sich Leute zum gemeinsamen Stalken zusammenschließen. "Wen möchten Sie stalken?" - wird man auf diesen Seiten gefragt. Nach Eingabe eines Namens wird das Internet daraufhin durchforstet. Telefonbücher, Studi VZ, Facebook und andere soziale Netzwerke werden konsultiert. Am Ende erhält man ein Liste mit allen gefundenen Informationen.

Immer wieder wenden sich Opfer von Stalkern an den Weissen Ring. "Wir helfen dann bei den juristischen Problemen, vermitteln aber auch an die Krisenhilfe oder in schlimmen Fällen an das Traumazentrum am Maria-Hilf weiter", sagt Schmitz. Um dem Täter sein Vorgehen später leichter nachweisen zu können, empfiehlt der Weisse Ring ein Stalkingtagebuch, indem genau festgehalten wird, wann der Stalker sein Opfer in welcher Form belästigt hat. Später begleiten die Mitarbeiter des Weissen Rings die Opfer zu Gerichtsterminen und Behörden und vermitteln Erholungsmaßnahmen.

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