Politessen: Wenn der Schirm zur Waffe wird

43 Verkehrsüberwacher sind auf Krefelds Straßen unterwegs. Sie trainieren regelmäßig, um auf tägliche Beleidigungen oder gar Angriffe reagieren zu können.

Krefeld. Schon mal mit einem Döner beworfen worden? Susanne Dragon schon. Wer mit seinem Mittagessen nach anderen Leute schmeißt statt es zu essen, hat in den meisten Fällen eine ziemliche Wut im Bauch. Auf Politessen wie Susanne Dragon zum Beispiel, weil sie gerade ein Knöllchen hinter den Scheibenwischer des Autos geklemmt hat.

Und das, obwohl man doch nur eben "den Opa vom Arzt abholen oder die behinderte Großmutter aussteigen lassen wollte, der kastrierte Hund im Auto sitzt oder man in dieser Sekunde unterwegs zum Parkscheinautomat war", zählt Dragon die meist genannten aus der bunten Palette von Ausreden auf.

Schon ’mal bestochen worden von den Verkehrssündern? "Klar, wollen wir Kaffee trinken und so", bestätigt Brigitte Owsianowski. Doch reinlegen lässt sie sich nach 19-einhalb Jahren im Politessendienst nicht. Ob sich die Verkehrsteilnehmer in den Jahren verändert haben? Owsianowski: "Sie achten mehr darauf, ihren Wagen gut zu parken. Die Leute haben einfach weniger Geld als früher. Das merkt man."

Denn Politessen und ihre männlichen Kollegen leben gefährlich. Ob mit Billard-Queue oder den erhobenen Fäusten: "Sie werden nicht nur verbal, sondern mitunter auch tätlich angegriffen oder zumindest wird ihnen damit gedroht", weiß Wiehagen. "Das sind dann meist Männer. Die donnern schon ’mal los. Frauen sind wesentlich spitzfindiger", hat Brigitte Owsianowski erfahren.

Die meisten Verkehrsüberwacher sind Quereinsteiger - schon deshalb, weil eine abgeschlossene Berufsausbildung Voraussetzung ist. Brigitte Owsianowski ist gelernte Industriekauffrau: "Nach 18 Jahren als Hausfrau suchte ich eine neue Beschäftigung."

"Ich wollte eine Tätigkeit mit viel Bewegung und an der frischen Luft", berichtet Christa Rassmann von ihrer Bewerbungsmotivation für einen Job, der sogar im engsten Familienkreis nicht mit dem allerbesten Image behaftet war: "Wenn du das machst, lasse ich mich scheiden, sagte mein Mann." Die 58-Jährige ist noch immer glücklich verheiratet. Ihre Durchsetzungskraft hat sich auch im Beruf bewährt. "In Krefeld zu arbeiten macht aber auch mehr Spaß als anderswo. In Großstädten wie Köln geht es rauer zu", weiß Rassmann.

Die Ausbildung zur Politesse dauert bei der Stadtverwaltung ein halbes Jahr. Es werden Tatbestände, Rechtswissen und die Bedienung des MDE-Gerätes (siehe Foto) gelehrt. Erfahrung im Umgang mit Menschen sei so wichtig wie gut abgehärtet zu sein: "Ich habe beim Einstellungsgespräch gesagt, ich sei Fußball-Mutter und habe bei Wind und Wetter auf dem Platz gestanden", erinnert sich Gabi Poguntke. "Das hat sie überzeugt."

Strafen Ohne Parkschein oder -scheibe zu parken kostet 5 Euro bei der ersten Verwarnung. Im absoluten Halteverbot zu stehen kostet 15 Euro, mit Verkehrsbehinderung sogar 25 Euro. Bei einem abgelaufenen Parkschein werden nach einer halben Stunde 5 Euro, nach einer Stunde 10 Euro fällig und so weiter.

Automat Wenn ein Parkschein-Automat außer Betrieb ist, sollte die Parkscheibe gut sichtbar ins Auto gelegt werden. Es gibt, laut Ordnungsamt, keine Verpflichtung zum nächsten Automaten zu laufen.

Politessen In Krefeld sind ingesamt 43 Außendienstüberwacher des ruhenden Verkehrs unterwegs. Drei von ihnen sind Männer. 14 sind ganztags, 29 halbstags beim Ordnungsamt der Stadt beschäftigt.

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