Pilotprojekt: Behinderte können ihre Schule aussuchen

Ab 2013 sollen Kinder und Jugendliche mit Handicap Regelschulen besuchen können.

Krefeld. Bedeutende Veränderungen kommen ab dem Sommer auf die Krefelder Schullandschaft zu - erst einmal im Status eines Pilotprojekts. Im Kern geht es um ein regionales Gesamtkonzept zur sonderpädagogischen Förderung. Das macht eine fachlich abgesicherte, wohnortnahe Förderung behinderter Kinder möglich. Diese Förderung soll vermehrt in den allgemeinen Schulen (Regelschulen) erfolgen. Krefeld hat sich mit einem umfassenden Konzept beim Schulministerium in Düsseldorf beworben.

Ab Sommer nimmt die Stadt an einer dreijährigen Pilotphase für sogenannte Kompetenzzentren mit sonderpädagogischer Förderung für Kinder mit Behinderung teil. In NRW gibt es insgesamt 14 dieser Pilotregionen.

Hintergrund der Einführung dieser Kompetenzzentren - in der Regel sind das bestehende Förderschulen - ist die Reaktion auf eine 2006 von den Vereinten Nationen verabschiedete Behindertenrechtskonvention. Die spricht Kindern mit Behinderung das Recht auf den Besuch einer Regelschule zu ("inklusive Bildung"). Im Artikel 24 der Konvention wird unter anderem gefordert, "dass Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund dieser vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden".

Deutschland hat die Konvention bereits in geltendes Recht umgewandelt. Eltern sollen so die Möglichkeit haben, für ihr behindertes Kind zwischen einer Förderschule oder einer allgemeinen Schule in zumutbarer Entfernung zu wählen. Die Regelung, die gravierende Auswirkungen auf die Schullandschaft haben kann, muss bis 2013 umgesetzt werden. Kurzfassung eines Experten: "Es geht nicht mehr um das "ob", sondern nur noch um das "wie".

Im Unterschied zu den anderen Pilotregionen werden im Krefelder Förderungskonzept die Primar- und die Sekundarstufe I getrennt. Im Prinzip werden ab Sommer Modelle für verstärkte Integration (Inklusion genannt) ausprobiert. Die Stadt Krefeld wird die Franz-Stollwerck-Förderschule an der Tulpenstraße zum Zentrum Primarstufe, die Schule am Uerdinger Rundweg und die Erich-Kästner-Schule an der Kölner Straße zu Zentren Sekundarstufe I ausbauen. Schwerpunkte sind bei allen Lernen, Sprache und emotional-soziale Entwicklung.

Für diesen Ausbau ist zudem eine enge Vernetzung mit den allgemeinen Schulen, Trägern der Jugendhilfe, mit außerschulischen und medizinischen Einrichtungen sowie Beratungsstellen die Voraussetzung.

Das Land bezahlt für die drei Zentren jeweils eine halbe Lehrstelle zusätzlich. Bereits jetzt, sagen die Grünen, sei fraglich, ob das reiche, vor allem wegen der unbestrittenen Mehrbelastung von Pädagogen. Wichtig sei auch: Gemeinsamer Unterricht so viel wie möglich, aber nicht ausschließlich: "Wir sollten uns vor einem Hau-Ruck-Verfahren hüten", sagt Monika Scheelen, Leiterin am Rundweg. Unbeantwortet sei auch die Frage, wonach sich die nötigen Übergangs-Gutachten richten.

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