Pille rockt die Kulturrampe

Markus Peerlings bietet Nachwuchsbands aus der region ein Forum – und nicht nur denen.

Krefeld. Was fehlte eigentlich in Krefeld, als es die Kulturrampe noch nicht gab? Die Antwort, die Markus Peerlings nach kurzem Überlegen gibt, klingt einigermaßen absurd: "Es hat gefehlt, dass jemand Konzerte anbietet, mit denen man nicht unbedingt Geld verdient."

So spricht ein Idealist, dem es um Musik geht, um Alternativen zur Religion der Charts, um kulturelle Identität fernab von Superstar-Castings. "Das Kriterium ist einfach: Hier läuft alles, was mir gefällt", hat Peerlings mal gesagt, und zum Glück für Krefeld hat der Mann Geschmack. Als Jugendlicher war er Stammgast im Jazzkeller. "Auch in der Kufa gab es damals mehr Underground." Die Kulturrampe hat diese Rolle heute längst übernommen.

2006 wurde der kleine Laden am Großmarkt fast aus einer Laune heraus gegründet, ein Verein mit damals acht Mitgliedern setzte ihn in Betrieb. Das ehemalige Studio von M. Walking on the Water, das später Proberaum für viele Krefelder Bands war, mutierte zum Live-Klub. Der gelernte Schreiner "Pille" Peerlings, der in Mönchengladbach das irische Café Ring of Kerry geführt hatte, übernahm die Geschäfte.

Seither ist die Geschichte der Rampe alles andere als ruhig verlaufen. Obwohl sie "richtig nach vorne" ging und schon bald fast täglich Live-Konzerte anbot, knapste sie stets am Rande des Ruins. Die kleine Grundfläche ohne Sitzgelegenheit nach Konzerten verhinderte, dass "Pille" sich, wie fast jeder Klub, durch den Getränkeverkauf finanzieren konnte. Nach langem Kampf mit Nachbarn, Behörden und Finanzen ist die Erweiterung um zwei Räume nun endlich fertig.

Peerlings, der selten ein Blatt vor den Mund nimmt, ist durch die Erfahrungen mit der Bürokratie "ziemlich angefressen", wie er sagt: "Man versucht, hier etwas Positives aufzubauen und fühlt sich trotzdem unerwünscht", sagt er. "Krefeld ist meine Heimatstadt, aber wenn ich nicht ein paar Leute im Rücken gehabt hätte, hätte ich aufgehört."

Ohnehin fragt "Pille" sich an manchen Abenden - wenn der Laden leer ist, obwohl eine gute Band spielt -, ob es in Krefeld Bedarf für die Rampe gibt. "Die Frage ist, was Bedarf bedeutet", sagt er. "Heißt das, dass 10 000 Leute kommen? Oder dass ein unbekannter Singer-Songwriter auf der Bühne steht, der eine Handvoll Zuschauer glücklich macht?"

Einen Bedarf deckt die Rampe auch bei lokalen Bands. Die Krefelder Musiker-Initiative (KMI) ist eng mit ihr verbunden, hat sogar beim Umbau geholfen. Und "Pille" sieht es umgekehrt als seine Aufgabe, jungen Musikern aus der Region eine Bühne zu bieten: "Wenn eine lokale Band hier spielen möchte, sage ich nicht Nein", betont er.

Für die Zukunft der Rampe, die lange am seidenen Faden hing, wünscht "Pille" sich vor allem eins: mehr Ruhe, um sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren zu können. "Ich hoffe, der zweite Raum hilft uns weiter". sagt er. Mit Glück und ein bisschen Werbung möchte er gerne mehr Leute von außerhalb heranholen: Für kleine feine Konzerte abseits des Mainstreams finden sie am Großmarkt Krefelds beste Adresse.

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