Integration Paten für junge Flüchtlinge gesucht

Der SKM hilft 130 unbegleiteten Jugendlichen, in Krefeld ein neues Leben zu beginnen. Ehrenamtliche Begleiter sind für sie dabei eine wichtige Stütze im Alltag.

Integration: Paten für junge Flüchtlinge gesucht
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. 170 unbegleitete, jugendliche Flüchtlinge leben derzeit in Krefeld. Für viele von ihnen sind Bilder von untergegangenen Flüchtlingsbooten und zahlreichen Toten, von gefährlicher Flucht und Gewalterlebnissen bittere Realität. Und dennoch hoffen sie auf ein neues, friedliches Leben in Deutschland. Ihre Chancen stehen gut, in einer für sie fremden Gesellschaft anzukommen und sich zu integrieren. Dafür sorgen Menschen wie Annekathrin Koch-Hüskes, die eine Patenschaft für einen jungen Westafrikaner übernommen hat.

Der SKM — Katholischer Verein für soziale Dienste — sucht mindestens 30 weitere Paten für sein Projekt „Arrive!“ (Ankommen). Gefördert wird das Vorhaben inzwischen vom Bundesfamilienministerium mit seinem Programm „Menschen stärken Menschen“. 67 ehrenamtliche Patenschaften hat der SKM im vergangenen Jahr vermittelt, weitere sieben bereits in den ersten zweieinhalb Monaten dieses Jahres. Nun werden weitere Paten für vorwiegend junge Männer gesucht, für die der SKM auch die Vormundschaft übernommen hat.

„Als wir Ende 2015 mit der Patensuche begonnen haben, war das alles noch Neuland“, berichtet Geschäftsführerin Caroline Frank-Djabbarpour. Damals seien alle davon ausgegangen, dass mehr Kinder betreut werden müssten. Inzwischen habe sich jedoch gezeigt, dass die jungen Geflohenen überwiegend älter als 16 Jahre und einige inzwischen auch schon volljährig sind.

„Das Gute ist, dass alle Minderjährigen inzwischen nicht mehr in Sammelunterkünften, sondern in Jugendhilfeeinrichtungen oder bei Pflegefamilien untergebracht sind“, sagt Caroline Frank-Djabbapour.

Jutta Kreider, SKM

Allerdings: Für die meisten von ihnen hört die Unterstützung durch die Jugendhilfe mit oder kurz nach Erreichen der Volljährigkeit auf. „Umso wichtiger sind Paten, die die jungen Leute darüber hinaus unterstützen, ihnen Orientierung und eine gewisse Anbindung bieten — und sie gegebenenfalls auch bei Behörden-Anfragen unterstützen“, erklärt die SKM-Geschäftsführerin.

Annekathrin Koch-Hüskes ist seit vergangenem August gemeinsam mit ihrem Mann Charly Hüskes Pate für einen alleinstehenden 17-jährigen Westafrikaner. In diese neue Aufgabe sind sie reingewachsen. „Unseren Schützling haben wir in der Jugendhilfeeinrichtung kennengelernt, wo er wohnt, und dann haben wir damit begonnen, uns regelmäßig zu treffen.“ Zunächst galt es, gemeinsam herauszufinden, was für den jungen Mann wichtig ist. Um seine Privatsphäre zu schützen, nennt die Patin seinen Namen nicht.

Wie ernst es ihm mit dem Neuanfang ist, zeige, dass er trotz fehlender Deutsch-Kenntnisse bereits nach drei Tagen Praktikum in einem Gartenbau-Betrieb Aussicht auf eine Ausbildungsstelle hatte. Vorausgesetzt, er lernt Deutsch. „Patenschaften sind für die Jugendlichen ein Segen“, betont Caroline Frank-Djabbarpour. Auch wenn es nur wenige Stunden in der Woche sind, leisten sie eine Hilfe, die Jugendhilfeeinrichtungen in der Intensität nicht leisten könnten.

„Ein bis zwei Stunden in der Woche, lerne ich mit ihm Deutsch“, erzählt Annekathrin Koch. Auch am Wochenende sind sie meist für ein bis zwei Stunden zusammen, in denen ihr Schützling zu Hause mit ihrem Mann kocht oder auch von sich aus im Garten hilft. „Und wenn er dann zwischendurch anruft und etwas Gutes zu berichten weiß, freue ich mich richtig“, erzählt die Patin. Dass es so harmoniert, dafür sorgt auch Jutta Kreider vom SKM. Sie betreut die Paten, bringt Ehrenamtler und Jugendliche zusammen: „Dass die Jugendlichen so erfreuliche Fortschritte machen, ist das Ergebnis der Patenschaften.“

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