Krefelder Geschichte Passage-Haus: Aufstieg und Fall einer Kinolegende

Krefeld. Es gab eine Zeit, da war der Ostwall eine prachtvolle Promenade. Die einst schmucke Wohnallee hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg in eine gefragte Einkaufsstraße gewandelt.

Der große Saal des Le Palais bietet einen edlen Rahmen für verschiedenste Veranstaltungen. Mit Phantasie lässt sich noch erahnen, wo einst die Kinositze installiert waren. Die große Leinwand hat nun einer Bühne Platz gemacht.

Der große Saal des Le Palais bietet einen edlen Rahmen für verschiedenste Veranstaltungen. Mit Phantasie lässt sich noch erahnen, wo einst die Kinositze installiert waren. Die große Leinwand hat nun einer Bühne Platz gemacht.

In dieser Zeit, da war der Ostwall für so manchen Krefelder die erklärte Lieblingsstraße, grüne Visitenkarte und stolzes Markenzeichen seiner Stadt.
Einen großen Anteil daran hatte die Familie Mottau. Emil Mottau hatte das Grundstück Ostwall 100-104 bereits um die Jahrhundertwende erworben. Doch das schöne Patrizierhaus fiel 1943 den Bomben zum Opfer. Nach dem Krieg schlug die Geburtsstunde für den Kinostandort an dieser Stelle. Hilde und Gustav Mottau ließen das Passage-Haus im amerikanischen Stil erbauen, mit viel bunter Leuchtreklame, attraktiven Läden und einem beeindruckenden Lichtspieltheater. Die Lizenz, ein solches Theater zu führen, hatte Hilde Mottau von der englischen Besatzungsmacht erhalten. Die Kino-Passage eröffnete am 1. September 1950 und machte gleich als neues Schmuckstück Krefelds Schlagzeilen.

Schon die Eröffnung verlief glanzvoll mit der Uraufführung des Films „Wenn eine Frau liebt“ mit Johannes Heesters. Doch die große Bühne des Filmtheaters bot auch für andere Veranstaltungen den passenden Raum. So gab etwa vier Tage nach der feierlichen Eröffnung Kammersänger Heinrich Schlusnus ein Konzert.

Das große Interesse der Krefelder am Film wurde von Hilde Mottau mit dem Angebot weiterer Kinosäle beantwortet. Das Studio 55 eröffnete im August 1955 mit dem Film „Beichte eines Arztes“, in dem Charles Boyer eine Hauptrolle spielte. 1963 folgte das Crystal, das als erstes „Die Lilien auf dem Felde“ mit Sydney Poitier zeigte. Als viertes folgte schließlich 1965 das moderne Royal im Obergeschoss, ausgestattet mit lässig-bequemen Clubsesseln. Als erstes Krefelder Kino glänzte das Royal mit einer amerikanischen Spezialleinwand für Breitwandfilme. Eröffnungsfilm hier war „My fair Lady“ mit Audrey Hepburn und Rex Harrison.

Die Kino-Ära Mottau endete im Frühjahr 1971. Hilde Mottau , die die vier Kinos geleitet hatte und als Operettensängerin auf vielen Bühnen zu Hause war, hörte aus privaten Gründen auf und verpachtete den Betrieb an die „Merkur“-Filmgesellschaft, die zuvor auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Seidenfaden-Lichtspieltheater betrieben hatten. Sehr bald kam damit ein weiterer bekannter Name ins Spiel: Gerd Politt. 1986 übernahm der ehemalige Merkur-Geschäftsführer am Ostwall die Leitung, ebenso in den Hollywoodkinos an der Ecke Dreikönigen-/Luisenstraße mit einem neuen Konzept. So war die Passage nun auf die großen Blockbuster abonniert, das Royal bot Unterhaltungsfilme für die ganze Familie, im Studio krachten die Action-Streifen über die Leinwand und das Crystal wollte den Ansprüchen der verwöhnten Cineasten gerecht werden.

Mehr über das Passage-Haus und das Varieté Seidenfaden lesen Sie auf einer großen historischen Doppelseite in der Samstagausgabe der WZ Krefeld.


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