Paprika und Co. müssen noch lange nicht in die Tonne

Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich im Müll. Um Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren, geht die Verbraucherzentrale in die Klassenräume.

Paprika und Co. müssen noch lange nicht in die Tonne
Foto: Dirk Jochmann

Mitte. Jugendliche lachen, gestikulieren und unterhalten sich angeregt. In den Räumen des Berufkollegs Vera Beckers herrscht eine entspannte Arbeitsatmosphäre. Dabei ist das Thema, das sie gerade bearbeiten, alles andere als leicht: Es geht um Lebensmittelverschwendung. Immer wieder entsteht eine hitzige Diskussion. In der Mitte der Klasse steht Caroline Pilling. Sie ist Umweltberaterin und bei der Verbraucherzentrale Krefeld tätig. Sie erklärt den Schülern anhand von Beispielen die Ausmaße von Lebensmittelverschwendung.

Gemeinsam mit den Schülern errechnet sie, wie viel Kilogramm an Lebensmitteln die dreizehnköpfige Klasse pro Jahr wegschmeißt. Das Ergebnis schockiert: Insgesamt sind es 1067 Kilogramm. Eine ganze Menge. Die Schüler denken nach, fangen wieder an zu diskutieren. Pillings Ziel ist es, die Schüler mit dem Thema auf einer emotionalen Ebene zu erreichen, sie zum Nachdenken zu animieren.

Janin Czesla und Melissa Wilms, Schülerinnen des Berufskollegs Vera Beckers

Das erreicht sie. Ihre Informationen lösen Reaktionen aus. So ist Lea-Sophie Gerritzen, eine der Schüler, überrascht zu erfahren, dass der CO2-Ausstoß von der Hälfte der verschwendeten Lebensmittel genau so hoch is wie der von jedem zweiten Auto: „Das hätte ich niemals gedacht. Krass!“

Fachlehrerin Sonja Kaiser ist zufrieden mit dem Ergebnis, sieht, dass sich ihre Schüler für das Thema begeistern können: „Frau Pillings Arbeit ist unglaublich bereichernd. Wir bekommen nur positives Feedback.“ Die Schüler lernen beim vierstündigen Seminar, dass ein Mindesthaltbarkeitsdatum nur selten den tatsächlichen Verfallstermin bezeichnet. Die Umweltberaterin rät ihnen stattdessen, die Produkte mit den eigenen Sinnen zu testen und dann über die Haltbarkeit zu entscheiden.

Laut Bundeszentrum für Ernährung (BZFE) landen elf Millionen Tonnen Lebensmittel jedes Jahr im Müll. Dabei seien viele der Lebensmittel oft noch genießbar.

Als die Schüler erfahren, dass 40 bis 50 Prozent der Kartoffeln bereits bei der Erstauslese auf dem Feld weggeworfen werden, wird klar: Dagegen muss man etwas tun. „Das, was wir wegwerfen, könnten andere noch essen“ oder „Das könnte alles gespendet werden an die Tafel, Großküchen oder Kantinen“, beklagen die Schülerinnen Janin Czesla und Melissa Wilms.

Die anderen Klassen, die vorher mit Caroline Pilling zusammengearbeitet haben, zeigen sich auch engagiert. Sie haben in Gruppen kleine Filme gedreht, mit denen sie ihren Mitschülern zeigen wollen, wie man Verschwendung vermeiden kann. Eine gute Initiative, findet Pilling, denn Lebensmittelverschwendung ist eines der großen Probleme der Gegenwart. Durch einfache Veränderungen im eigenen Verhalten könnten große Unterschiede erreicht werden. „Alle Lebensmittel, die wir wegwerfen würden dreimal reichen, um den Welthunger zu stillen“, heißt es in einem Film der Verbraucherzentrale. Deshalb wird geraten, nur so viel einzukaufen wie wirklich benötigt wird. Das werden sich die Schüler in Zukunft merken.

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