Ostwall: Neues Zentrum hilft nicht

Interview: Die Maklerinnen Heike Lomberg und Ute Becker-Wittig fordern, die City als Einheit attraktiver zu gestalten.

Krefeld versteht sich als Oberzentrum am Niederrhein. Die Anziehungskraft der City soll bis weit ins Umland reichen. Wegen der Schließung des Kaufhofs am Ostwall stellt sich die Frage, wie dieses für die Stadt so wichtige Gelände genutzt werden soll. Die WZ sprach mit den beiden Maklerinnen Ute Becker-Wittig und Heike Lomberg über das, was Krefeld gut tun könnte.

Ute Becker-Wittig: Allen Akteuren in der Innenstadt schadet vor allem eins: Leerstand! Davon haben wir genug. Es hat sich gezeigt, dass große Einkaufszentren nicht automatisch ein Allheilmittel für die Innenstadtbelebung und auch kein Alleinstellungsmerkmal mehr sind. Mir würde es besser gefallen, wenn es gelänge, die gesamte Innenstadt als Einkaufszentrum zu konzipieren.

Heike Lomberg: Fakt ist: Konkurrenz belebt das Geschäft! Hier ist ein qualifiziertes Stadtkonzept zwingend erforderlich. Das Einkaufscenter sollte mit dem vorhandenen Einzelhandel harmonisieren. Wichtige Faktoren sind ebenerdige Parkflächen in Kombination mit Straßencafés und Grünflächen.

Becker-Wittig: Ein Einkaufszentrum über die St.-Anton-Straße hinweg ist nicht sinnvoll. Es käme zu einer nördlichen Verlagerung der Kunden-Laufströme und würde dem südlichen Teil der Einkaufsstraßen weitere Probleme bringen. Lomberg: Das sehe ich auch so. Krefeld ist beliebt als Einkaufsstadt der kurzen Wege. So muss es bleiben. Der Ostwall ist ein guter Geschäftsstandort. Einzelhandel und Gastronomie sollten allerdings in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.

Becker-Wittig: Das Thema Leerstand in der City ist kein Krefeld-spezifisches Problem, und die Gründe sind vielfältig. Lange Jahre standen die Innenstädte nicht im Fokus von Politik und Verwaltung, Vororte wurden gestärkt. Filialisten haben den traditionellen Einzelhandel verdrängt oder abgelöst und damit Monotonie in die Innenstädte gebracht und dann durch abgeänderte Konzepte die Flächen wieder frei gesetzt, Billigketten haben Standorte stark geschädigt.

Lomberg: Der Leerstand in den 1A-Lagen ist sehr gering. Wichtig ist, die A-Lagen auch mit A-Mietern zu besetzen, auch wenn die Vermarktungszeit etwas länger dauert. Einige Geschäfte in B- und C-Lagen sind in Krefeld bezugsfrei. Hier scheitert es oft an Parkflächen. Insgesamt muss ein besseres Parkleitsystem her. Beispiel Nachbarstädte: Moers, Kempen, Oberhausen. Gebührenfreies Kurzzeit-Parken wäre auch ein Anreiz.

Becker-Wittig: Die Flucht nach vorn antreten: Planungssicherheit für Investoren schaffen und ebenso auf die zeitnahe Umsetzung von getroffenen Vereinbarungen bestehen.

Lomberg: Aufgrund der verschiedenen Standorte unserer Firma kennen wir Meinungen aus den Gemeinden im Umkreis von Krefeld. Hier zeigt sich ein klarer Trend: Krefeld braucht ein schöneres Innenstadtbild, kombiniert mit ebenerdigen Parkplätzen. Um die Hochstraße auch nach den Geschäftszeiten zu beleben, wären ein paar Straßencafés eine Möglichkeit. Jeder Eigentümer/Gewerbetreibende sollte sich aktiv für die Stadt einsetzen, um das Gesamtbild zu verbessern. Und jeder Krefelder sollte seine Anschaffungen in Krefeld tätigen und nicht in angrenzende Gemeinden verlagern.

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