„Operation Granate“ trifft Krefeld am 2. März

Der Angriff am Niederrhein 1945 kam ins Stocken, weil die Verteidiger weite Gebiete fluteten. Stoppen konnten sie ihn nicht.

Krefeld. Der erhoffte Spaziergang nach Berlin wird es für die US-Truppen keineswegs, als sie sich zu Jahresbeginn 1945 daran machen, das komplette linke Rheinufer zu erobern. Die Deutschen kämpfen erbittert und ohne Rücksicht auf das eigene Land und die Zivilbevölkerung. Auch wenn der Krieg längst verloren ist, tun die Befehlshaber alles, um die Gegner aufzuhalten. Es geht nur um wenige Tage.

Im Januar 1945 befehlen sie deshalb, die Talsperren an Rur und Erft zu öffnen, Wehre werden gesprengt, so dass beiden Flüsse über die Ufer treten und die Felder verschlammen. Während Briten und Kanadier bereits von Nimwegen aus angreifen, kämpfen die Amerikaner von Sittard kommend mit Schlamm und trübem Wetter, weshalb sie ihre Luftüberlegenheit nicht einsetzen können. Die „Operation Granate“ gerät ins Stocken.

Zudem haben die Deutschen mit Tausenden Fremd- und Zwangsarbeitern drei Verteidigungsgräben ausgehoben. Doch geht die US-Aufklärung davon aus, dass die deutsche Wehrmacht gar nicht mehr genug Soldaten hat, um diese zu besetzen. Sie wird recht behalten.

Als die US-Truppen am 23. Februar die Rur schließlich mit dreiwöchiger Verspätung überwinden, stehen 300 000 Angreifern nur etwas mehr als 50 000 Verteidiger auf verlorenem Posten gegenüber.

Nur stellenweise gibt es heftigen Widerstand. Wie in Schiefbahn, wo es Ende Februar nochmals zu Kämpfen kommt, bei denen mehr als 20 schwere Panzer der Amerikaner zerstört werden und mehr als 100 Soldaten auf beiden Seiten sowie viele Zivilisten ihr Leben verlieren.

„Im Gegensatz zu Mönchengladbach sollte Krefeld wegen seiner strategischen Bedeutung verteidigt werden“, erklärt der Heimathistoriker Ludwig Hügen. Vom Hülser Berg an wurden 1944 rund um die Stadt metertiefe Panzergräben ausgehoben — von Zwangsarbeitern und alten Volkssturmmännern. „Nur der Teil zwischen Willich und Osterath wurde nicht fertig.“

Es ist ein sinnloses Aufbäumen, denn dem sogenannten „Kampfkommandanten“ für Krefeld, Oberstleutnant Walter Weiß, stehen gar keine Kämpfer mehr zur Verfügung. Die meisten Einheiten sind zerstreut und ihr verbliebener Rest ausgemergelt, schlecht ausgerüstet und ob der Überlegenheit des Gegners demoralisiert. Allein die Hitler-Anhänger glauben noch an Wunderwaffen und eine Wende.

Als die Amerikaner Krefeld am 2. März schließlich erreichen, kommt es nur noch zu kleineren Schusswechseln mit dem Volkssturm, ehe sich die Verteidiger über den Rhein zurückziehen und Krefeld praktisch kampflos übergeben.

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