Krefeld Offene Tür: Eine Moschee und zwei Jubiläen

Die Gemeinde des Yunus-Emre-Gotteshauses öffnet ihre Türen. Viele Krefelder kommen und suchen den Dialog.

Krefeld: Offene Tür: Eine Moschee und zwei Jubiläen
Foto: Lothar Strücken

Krefeld. Die Yunus-Emre-Moschee an der Obergath in Stahldorf feierte mit dem „Tag der offenen Moschee“ gleichzeitig zwei kleine Jubiläen. Vor 20 Jahren, 1996, zogen die Islam-Gläubigen vom Wehrhahnweg, der ursprünglichen Stätte des Gebetshauses, zur Obergath. Aus der früheren KFZ-Werkstatt und noch früheren Kartonagenfabrik wurde ein Gotteshaus.

Der zweite Jahrestag: Am 3. Oktober 2014 wurde hier der Grundstein für das erste Minarett in Krefeld gelegt. Ursprünglich war die Moschee 1984 für die so genannten Gastarbeiter des Stahlwerks eingerichtet worden, die in Arbeiterwohnheimen in Stahldorf untergebracht waren. Heute ist Yunus-Emre die einzige Moschee in Krefeld mit einem Minarett, von dem allerdings kein Muezzin zum Gebet ruft. Das schneeweiße, 25 Meter hohe Bauwerk hat viele Besucher zum Tag der offenen Moschee angezogen.

Viele steigen über die 59 Stufen hinauf zur Aussichtsplattform. „Ein architektonisches Sahnestück“, schwärmt Gila Grawe aus Moers. Die evangelische Christin Ursula Goertz ergänzt: „Besonders schön ist das Minarett nachts, wenn es beleuchtet wird.“ Beide Frauen wollen sich an diesem Tag über den Koran informieren, aber auch über aktuelle Vorgänge in der Türkei und über das, was Moslems für die zugezogenen Neubürger tun.

„So viele Besucher hatten wir noch nie“, sagt Gemeinde-Vorsitzender Kenan Kiras. Die offene Tür steht in diesem Jahr unter dem Zeichen der „Hidschra“ — der Vertreibung und Migration. Sie berufen sich dabei auf die biblische Vertreibung Abrahams, dem Urvater der drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Und auf die Auswanderung des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina im Jahr 622.

Die Moslems schlussfolgern: „Migrationsbewegungen gibt es, seit es Menschen gibt. In diesem Sinne ist jeder Mensch ein Migrant.“ Genau das ist das Thema, das Werner Erlinghagen und seine Frau Marianne aus Cracau zu ihrem ersten Besuch in der Moschee veranlasst hat.

„Wir suchen hier Informationen aus erster Hand über den Islam und möchten über diese Kommunikation einen Weg finden, auf dem wir zur Integration der Zuwanderer beitragen können.“ Einer dieser Wege wird im wahrsten Sinne an diesem Tag aufgeschlossen. Im Nordflügel der Moschee öffnet das Büro von „Komm-Pas“, in dem die beiden angehenden Lehrerinnen Mümine Ozkurt und Sinem Ergün ab sofort als Anlaufstelle für die großen und kleinen Probleme von Geflüchteten da sind.

SPD-Stadträtin Halide Özkurt hat das neue Projekt im Gebetssaal der Moschee dem Publikum vorgestellt. Mit Komm-Pas, gefördert vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), sollen „nachhaltige Strukturen für die Flüchtlingshilfe in den Moscheegemeinden und eine Anlaufstelle für die ehrenamtlichen Helfer geschaffen werden“.

Wie dringend diese Strukturen erforderlich sind, zeigt sich am Rande der Eröffnung des Büros. Zahlreiche Hilfesuchende aus der Gemeinschaftsunterkunft Theodor-Heuss-Schule in der Nachbarschaft warten bereits auf eine Beratung. In der Schule sind derzeit rund 210 Zuzügler aus verschiedenen Ländern untergebracht.

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