Nordbahnhof-Talk: Humpelnd durch Galizien

Sieben Gäste plaudern aus dem Nähkästchen.

Krefeld. Paarweise wurde am Samstagabend "Zug um Zug" im Nordbahnhof "getalkt". Als erstes Duo traten Kabarettist Jochen Butz und Oberbürgermeister Gregor Kathstede aufs Podium. Mehr als die Tagespolitik und die Visionen, die schon reichlich in den Medien ausgebreitet wurden, kam im Gespräch mit dem ehemaligen Französischlehrer nicht ans Rampenlicht.

Etwas interessanter wurde es, als der Krefelder Journalist Jens Voss von seinen Erlebnissen auf dem Jakobsweg in Galizien berichtete. Mit einem geschwollenen Fuß drohte die Wanderung ein vorzeitiges Ende zu nehmen. Doch er fand seinen Weg: Den Fuß zum Abkühlen und Abschwellen in die Minibar des Hotels gelegt und dann auf einen Stock gestützt, humpelte er "wie ein Pirat mit Holzbein, ein Bild des Jammers" nach Santiago de Compostela hinein. Dort fielen ihm Leute um den Hals: "Du hast es geschafft! "

Das kann man von der Dame auf High Heels und in schwarzem Spitzenrock, der die Beine einer Sportlerin umspielt, auch sagen. Vera Int-Veen hat die Boxweltmeisterin im Bantam-Gewicht vor dem Mikrofon: Magdalena Dahlen. Die angehende Stadtsekretärin, die gerade ihre Ausbildung in Krefeld macht, erzählt locker: "Ich habe ein Talent dafür, mich zu schlagen. Vielleicht kann ich das, weil ich mit einem Bruder aufgewachsen bin." Int-Veen: "Gucken Sie mal das Gesicht an! Da sieht man nix!"

Kalkfreie Badezimmer verspricht Carsten Liedke den Krefelder Hausfrauen ab Ende 2012. Dann wird das Wasser weich sein und das Schrubben von Kalkrändern der Vergangenheit angehören. Das soll zwar mit 20/30 Euro mehr Wassergeld pro Haushalt und Jahr verbunden sein, aber dafür spart man Reparaturkosten bei verkalkten Geräten, verkündet das Vorstandsmitglied der SWK Krefeld.

Aus der Tochter Kirsten hätte im Hause Schubert von der gleichnamigen Unternehmensgruppe wohl ein Karsten werden sollen. "Ich wurde wie ein Sohn erzogen und wollte auch schon mit 13 Managerin werden. Mit einer Aktentasche über den Flughafen laufen, eine Sekretärin haben ", gesteht die promovierte Marketing-Frau, die heute Chefin über 9000 Mitarbeiter ist. Die Firma ist längst nach Düsseldorf gezogen, aber zur Mutter und zum Einkauf ihrer Freizeitkleidung kommt sie immer wieder gern nach Krefeld.

Über Umwege kam Matthias Melcher zu seinen Wurzeln zurück. Er wollte zunächst nicht das elterliche Erbe mit der Weinbrennerei Dujardin übernehmen. Der Filius studierte Informatik und Regie, zog als Fachmann für Computeranimationen im Film nach Hollywood, um dafür zu sorgen, dass die Titanic stilvoll untergeht. Nach zehn Jahren in Los Angeles drehte er - mittlerweile Familienvater geworden - Kalifornien den Rücken und ging nach Krefeld, "weil Deutschland ein hervorragendes Schulsystem hat". Für die musikalische Unterhaltung sorgte Kultsänger Francesco Napoli, der nunmehr seit 27 Jahren in Krefeld lebt. Eigentlich wollte er nur drei Wochen bleiben.

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