Nicole Specker ist Hoffnungsträger

CDU und Grüne kritisieren die Absicht der SPD, sich in Berlin nach Wahlschlappe auf Oppositionsbank zurückziehen zu wollen.

Nicole Specker ist Hoffnungsträger
Foto: D. Jochman

Krefeld. Nach dem erdrutschartigen Ergebnis der Bundestagswahl ist nichts mehr wie vorher. Bereits Sonntagabend sind erste Analysen und Ankündigungen zu hören gewesen, die in Krefeld die kommunale Parteien-Politik schrittweise verändern könnten. Vor allem die SPD kämpft bis zur nächsten Bundestagswahl 2021 um ihr politisches Überleben. Schon vor der ersten Wahlprognose um 18 Uhr sagt Parteivorsitzender Ralph-Harry Klaer einen hohen Stimmenverlust voraus. „Nach der Landtagswahl NRW haben wir gewusst, wo die Glocken hängen.“ Deshalb habe die SPD Krefeld eine Satzungsänderung vorbereitet, mit der sie stärker die Vollversammlung öffnen will.

Auf dem Parteitag im November soll das Vorhaben umgesetzt werden. Mit dem Ziel, künftig die Menschen stärker mitzunehmen und bei Entscheidungen mehr einzubinden. Die Arbeit und Erfolge der Sozialdemokraten — auch im Rückblick auf die jüngste „GroKo“ — müssten deutlicher erkennbar werden. Mit dafür kämpfen wird Nicole Specker. Aus dem Stand hat sie in Uerdingen mit 36,55 Prozent den Stimmbezirk geholt und CDU-Mann Ansgar Heveling (MdB) mit 31,24 Prozent und Otto Fricke (FDP) mit 11,55 Prozent hinter sich gelassen. Für die Karnevalistin und Vollblut-Gewerkschafterin ist die Bundestagswahl deshalb der Anfang und nicht das Ende.

Bei der CDU macht sich Genugtuung breit. „Wenn ich auf das Krefelder CDU-Ergebnis gucke, war das kein schlechter Abend“, sagt Parteichef Marc Blondin gestern. Die bundesweiten Verluste seiner Partei versucht er zu erklären: „Wir haben unter der Großen Koalition gelitten.“ Er verweist auf die Erst- und Zweitstimmenauswertung für Krefeld. Sieben Prozent Unterschied sind es im Wahlkreis 110, fünf im Wahlkreis 114. Um kurz nach 23 Uhr am Sonntagabend stand für die CDU fest, dass nach Ansgar Heveling auch die 42-jährige Hülserin Kerstin Radomski ihren Wahlkreis für sich entschieden hat.

Die Ankündigung der SPD, sich nach dem Wahlergebnis in die Opposition zurückzuziehen, empfindet Blondin hingegen als Flucht aus der Verantwortung. „Trotz allem Frust über das schlechte Ergebnis muss man sich nicht so vom Acker machen. Jetzt darf man sich nicht unter Druck setzen lassen. Aber ich bin guter Dinge, dass Angela Merkel den richtigen Konsens mit den Parteien finden wird, die Regierungsverantwortung mit übernehmen wollen.“

Eine davon könnte die FDP sein. Für eine mögliche „Jamaika-Koalition“ mit CDU und Grünen plädiert auch Joachim Heitmann. „Das Wahlergebnis stellt einen ganz klaren Regierungsauftrakt für FDP, CDU und Grüne dar“, behauptet der Krefelder FDP-Chef. Für ihn sei der Gang der SPD in die Opposition nachvollziehbar. „Und mir sind die Sozialdemokraten als stärkste Oppositionspartei allemal lieber als die AfD.“

FDP-Bundestagskandidat Otto Fricke weilt seit gestern bereits in Berlin zur Sitzung des Bundesvorstandes bei den Liberalen. Für Heitmann kann er in einer zukünftigen Regierung wertvolle Aufgaben übernehmen. „Ich bin mir sicher, dass wir noch von ihm hören werden.“

Wie auch weiterhin von Ulle Schauws. Für Bündnis 90/Die Grünen hat die Bundestagsabgeordnete erneut über die Landesliste gezogen. „Ich bin froh, für Krefeld weiter in Berlin Politik machen zu können.“ Im Hinblick auf den Einzug der Rechtsnationalisten jetzt erst recht. Den angekündigten Rückzug der SPD auf die Oppositionsbank kommentiert sie mit Kopfschütteln: „Die demokratischen Parteien und Kräfte müssen sich der Situation stellen und mit allen, außer der AfD, die Möglichkeiten einer Jamaika-Koalition und der Großen Koalition sondieren.“ Dafür gebe es schließlich Rahmenbedingungen.

Ob die Grünen ihre Politik in Krefeld verändern werden, darüber haben sie laut Parteichefin Ana Sanz Sanz bislang noch nicht gesprochen. Zunächst wollen sie die Bezirke und die Gründe fürs aktuelle Abschneiden analysieren. Mit Blick auf das Wahlergebnis der Linken steht für sie jedoch schon eines fest: „Wir müssen das Thema Sozialgerechtigkeit künftig noch stärker nach vorne stellen.“

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