Neue Ritter Stamp und Bröcker

Die FDP-Niederrhein zeichnet NRW-Minister und den Chefredakteur der Rheinischen Post bei der Coprayer Hofrunde aus.

Neue Ritter Stamp und Bröcker
Foto: Dirk Jochmann

Dieser Abend in der Burg Linn sollte für RP-Chefredakteur Michael Bröcker ein ganz Besonderer werden. Nun muss er kurzfristig absagen, die Grippewelle fordert ihr nächstes Opfer und Bröcker muss sich vertreten lassen. Und das als liberaler Ritter. Solcher ist er ab heute. Die FDP Niederrhein kürt Bröcker bei der Coprayer Hofrunde in der Burg Linn zum „Ritter der spitzen Feder“ und mit Dr. Joachim Stamp — Stellvertretender NRW-Ministerpräsident und Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration — einen der ihren zum „Ritter der spitzen Zunge“.

Aber auch der Chefredakteur der Rheinischen Post ist ein guter Bekannter. Bröcker ist der Autor von Philipp Röslers Biographie „Glaube.Heimat.FDP“, seine Ehefrau Tina war drei Jahre lang FDP-Pressesprecherin in der Bremer Bürgerschaft. Die Gattin eines weiteren FDP-Parteichefs, Dagmar Rosenfeld-Lindner, war Kolumnistin bei der Rheinischen Post. Vertreten wird Bröcker, der zweifache Familienvater, in der Chefredaktion und in der malerischen Burg Linn von Horst Thoren.

Der Rittersaal ist nicht voll besetzt, auch viele der geladenen Gäste haben krankheitsbedingt abgesagt. Otto Fricke moderiert die auch konzeptionell abgespeckte Hofrunde und fängt den Verzicht auf den musikalischen Rahmen mit einem Witz ab: „Sie haben wahrscheinlich befürchtet, jetzt fängt er gleich an zu singen.“ Bezirksvorsitzender Dietmar Brockes bekennt ehrlich und ergänzend: „In den vergangenen Jahren war die Veranstaltung zunehmend angestaubt, aber wir haben uns Gedanken gemacht.“ Was Brockes meint, ist der Verzicht auf die Laudatio auf den FDP-Ritter, in diesem Falle Stamp, zugunsten eines Impulses des Ministers und einer Diskussionsrunde im Anschluss.

Stamp seinerseits erklärt das Motto des Abends: „Chancen“. Er beklagt die stärkere Wahrnehmung negativer Nachrichten in den digitalen Medien am Beispiel der Essener Tafel. „Eine teilweise hysterische Debatte, in der Gift und Geifer in sozialen Medien das Kommando übernommen haben. Frei nach dem Motto: Jetzt nehmen uns die Ausländer noch die letzten Lebensmittel weg.“ Wir, findet Stamp und meint damit die Politik gleichsam wie das Auditorium, „müssen dieser Aufregung mit Vernunft begegnen. Ängste nicht schüren, sondern sie ernst nehmen. Lösungsorientiert argumentieren“.

Gaulands Devise — „Die Flüchtlingskrise ist ein Geschenk für die AfD“ — nennt Stamp einen „widerwärtigen Ansatz“. Stamp redet über Chancen. Chancen für bedürftige, hochbegabte, gehandicapte Kinder, Alleinerziehende, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, er singt das Hohelied auf das Handwerk. „Ich habe vor einem guten Handwerker mehr Respekt als vor einem schlechten Akademiker.“ Nichts Neues, aber engagiert vorgetragen und mitunter retrospektiv selbstverständlich auch mit einer Tracht Prügel für Rot-Grün.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart lobt in seiner Laudatio Michael Bröcker, der „trotz seines knappenhaften Alters vom Medium Magazin jüngst zum Chefredakteur des Jahres gewählt wurde“. Gut beritten sei Bröcker auch, das beweise seine Liebe zum Ford Mustang, das zeige er auf kulturgeschichtlichem Terrain. Sein Vertreter Horst Thoren spricht unter anderem über Vertrauen, beziehungsweise den Verlust desselben. Vertrauensverlust sei ein Grund für den Wahlerfolg der AfD. Aber: „Auch die Medien spüren den Vertrauensverlust.“ Ein guter, unabhängiger Journalist, hält Thoren dagegen, sei nicht käuflich, wie neuerdings schnell und gern behauptet werde, er habe eine Meinung.

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