Bargeldloses Zahlen Neue EC-Karte sorgt für Unruhe

WZ-Leser Stephan Holzapfel wird im Supermarkt von einer neuen bargeldlosen Zahlungsvariante überrascht — und hält sie für unsicher. Die Sparkasse beruhigt.

Bargeldloses Zahlen: Neue EC-Karte sorgt für Unruhe
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Stephan Holzapfel wollte kürzlich mit seiner neuen Sparkassen-Card in einem Duisburger Supermarkt seine Einkäufe bezahlen, als ihn die Kassiererin verblüffte: „Sie müssen mir Ihre EC-Karte nicht geben, die Summe ist bereits abgebucht.“ Holzapfel ist beunruhigt.

„Dabei muss der Kunde mit seiner Karte in die unmittelbare Nähe der Kontaktfläche des Kartenterminals gekommen sein, sonst hätte das Funksignal den Zahlvorgang nicht ausgelöst“, sagt Heinz-Peter Heggen, Bereichsleiter Medialer Service bei der Sparkasse in Krefeld.

Holzapfel, der die schriftliche Information des Kreditinstituts beim Empfang seiner neuen Karte nicht gelesen hatte, wurde im Supermarkt von der neuen bargeldlosen Zahlungsweise per Chip überrascht. Sie basiert laut Heggen auf der NFC-Technologie, was auf Deutsch für Nahfeld-Kommunikation steht. „Damit hat jeder Kunde für den schnellen Einkauf zwischendurch täglich eine Verfügungsgrenze von maximal 100 Euro für vier verschiedene Kaufaktionen zu je 25 Euro zur Verfügung — ohne dass er den Chip zuerst an einem Geldautomaten laden muss wie bei dem bisherigen Giro-go-System und auch ohne die Eingabe seiner Karten-Pin“, erläutert der Fachmann von der Sparkasse das Prinzip.

Heinz-Peter Heggen, Bereichsleiter Medialer Service bei der Sparkasse

Ohne das zu wissen, war Holzapfel irritiert. Sein erster Eindruck: „Diese Methode ist gefährlich.“ Ohne Einlesen der EC-Karte könnte möglicherweise per Funksignal auch vom benachbarten Kunden an der Kasse ein Betrag abgebucht werden und umgekehrt. „Dieser Fall kann nicht eintreten“, versichert Heggen. Sonst wäre das System nicht vom Bundesamt für Sicherheit und Informatik freigegeben worden, das zudem jährlich die Chip-Systeme prüfe. Selbst im Verlustfall liege das Risiko bei der Bank.

Heggen beruhigt: „Wenn man einen 50-Euro-Schein verliert, ist er weg. Verliert man seine EC-Karte, die ein Finder nutzt, ersetzt das Kreditinstitut den Verlust, sofern man die Karte unverzüglich sperren lässt.“ Auch mit dem Geldkarte/Girogo-Verfahren, das es schon seit 22 Jahren gibt, habe man sicherheitstechnisch nur gute Erfahrungen gemacht.

Die EC-Karten der Sparkasse behalten die Möglichkeit, den Chip mit bis zu 200 Euro am Geldautomaten zu laden. Diese erprobte Methode soll zumindest in den kommenden Jahren bis 2020 beibehalten werden. Sie habe sich unter anderem in vielen Fußballstadien bei der Zahlung bewährt. Bei allen neu ausgegebenen Karten ist neben dem Chip eine kleine weiße Welle für die kontaktlose Zahlweise NFC sichtbar.

Wer diese Variante nicht wünscht, kann bei Erhalt der Karte der Sparkasse mitteilen, dass er den Kontaktlosstatus deaktivieren lassen möchte. „Was aber eigentlich keinen Sinn macht, weil das Risiko eines Missbrauchs bei der Bank liegt“, sagt Heggen. Man verzichte dann auf eine einfache und sichere Möglichkeit des schnellen bargeldlosen Bezahlens. Die Sparkasse hat das neue kontaktlose Zahlen im November eingeführt. „Derzeit sind erst 15 Prozent der Kunden mit der neuen Karte ausgestattet. Bis August soll die Hälfte der Kunden versorgt sein“, berichtet Heggen.

Nach den ersten Erfahrungen wolle man auch das Personal in den Filialen mit einer Argumentationsliste ausstatten, um bei den Kunden mögliche Bedenken auszuräumen. Auch alle anderen Banken übernähmen das System, unterstützt durch die Deutsche Kreditwirtschaft. Die Sparkassen und Volksbanken würden 85 Prozent dieses Marktes abdecken, meint Heggen.

„Das Kundenverhalten wird sich verändern“, prophezeit der Verantwortliche für Medialen Service. Vor allem junge Menschen wollten gerne mit ihrem Smartphone Geldvorgänge veranlassen. Das gehe beim Einkauf im Prinzip schon heute. Man müsse aber eine App starten. Nur sei diese Form zeitaufwendig und wegen des fehlenden W-Lan-Angebots nicht überall umsetzbar.

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