Sicherheit und Öffentlichkeit Nachrichten-Pannen bei der Polizei

Krefeld. Wenig wird im täglichen Nachrichten-Dschungel so intensiv wahrgenommen und heiß diskutiert wie Polizeiberichterstattung. In der Printzeitung, vor allem im Internet. Aber: In den letzten Wochen konnte der Eindruck entstehen, die Krefelder Polizei verspüre keine Melde-Pflicht, sondern verfolge eine Melde-Politik.

Sicherheit und Öffentlichkeit: Nachrichten-Pannen bei der Polizei
Foto: Andreas Hündgen

Die WZ hat sich das „Melde“-Verhalten genauer angeschaut — eine kleine Bestandsaufnahme.

Fall 1: Da ist als aktuellstes Beispiel der brutale Überfall auf zwei junge Frauen am Ostwall Mitte April, Täter offenbar ein Mann mit Migrationshintergrund. Er belästigte zwei Frauen, schlug sie dann nieder, trat einer von beiden gegen den Kopf, sie erlitt einen doppelten Nasenbeinbruch, Passanten griffen ein. Die Behörde meldet an diesem Wochenende einen Wohnungseinbruch in Uerdingen oder die Festnahme eines Autoaufbrechers in Fischeln. Von der Gewalttat kein Wort.

Eine Woche später erzählt eine der überfallenen Frauen die schlimme Geschichte auf Facebook und schmeißt die Spekulationsmaschine an. Wurde die Nachricht wegen des Migrationshintergrundes bewusst zurückgehalten? Handelte es sich um Flüchtlinge? Dazu kriecht der übliche Pöbel au´s den digitalen Löchern. Die Polizei reagiert, doch das Kind ist im Brunnen. Der Fauxpas sei internen Abläufen geschuldet.

Fall 2: Eine Woche davor rast ein Streifenwagen bei einem Einsatz auf der Königsberger Straße in einen Skoda, dann in eine Hauswand. Ein 25-jähriger Polizeibeamter und seine 26-jährige Kollegin wurden bei dem Unfall leicht verletzt, Sachschaden insgesamt: ein guter fünfstelliger Betrag. Die Polizei melde´t unter anderem den Umzug der Bezirksdienststelle in Linn und einen Einbruch in Gartenstadt. Als im Netz längst Fotos von dem völlig zerstörten Polizeiwagen kursieren, meldet die Polizei zwei Tage später den Unfall. Auch hier: „Die verspätete Meldung ist internen Abläufen geschuldet.“

Fall 3: Anfang April erhält die WZ morgens die Info aus der Pressestelle, dass es am Vorabend einen Überfall auf einen Taxifahrer gegeben habe, eine Meldung sollte kommen, kam aber nicht. Auf Nachfrage erklärt dieselbe Abteilung, man habe „aus ermittlungstaktischen Gründen“ darauf verzichtet, den Vorfall zu melden. Von dem Unfall auf den Taxifahrer hat die WZ nie wieder etwas gehört.

"Interessant an der Meldung zu dem Verkehrsunfall ist die Sache, dass kurz vor der Unfallstelle noch eine 30er-Zone wegen einem Kindergarten ist", schreibt Facebook-Nutzer Oliver Kälke. Er frage sich, wie schnell die Polizeibeamten an der Stelle gefahren sind.

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