Nach 30 Jahren zu krank für die Giftspritze

Die Krefelderin Monika Suchan schreibt seit 1984 Briefe an den in Texas zum Tode verurteilten Mexikaner Cesar Fierro.

Krefeld. Jimmy Carter war Präsident der Vereinigten Staaten, als Cesar Roberto Fierro, 22 Jahre alt, von einem Geschworenengericht in El Paso (Texas) zum Tod durch die Giftspritze verurteilt wurde.

Fast genau 30 Jahre sind seither vergangen - und Fierro schmort noch immer in der Todeszelle. "Er ist inzwischen psychisch schwer krank", hat Monika Suchan erfahren. So krank, dass er für mehrere Monate in einer texanischen Gefängnis-Psychiatrie behandelt worden ist.

1984, als die Krefelderin noch in der Gefangenenhilfsorganisation "amnesty international" aktiv mitarbeitete, übernahm sie die Patenschaft für den Todeskandidaten. Heute ist die Sprachlehrerin im Ruhestand und nicht mehr bei "ai" aktiv, aber sie schreibt weiter Briefe an ihn.

Weil Päckchen nicht mehr erlaubt sind, schickte Monika Suchan zu Weihnachten einen kleinen Geldbetrag in das Staatsgefängnis, damit sich Fierro etwas kaufen kann. Doch der Todeskandidat antwortet seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. "Den letzten Brief habe ich gar nicht entziffern können."

Eine amerikanische Menschenrechtsorganisation hat eine Zeichnung des Häftlings veröffentlicht, die er mit einer "unbekannten Substanz" gemalt hat, vermutlich mit seinem eigenen Blut (siehe Repro).

1979 soll Cesar Roberto Fierro in El Paso einen weißen Taxifahrer erschossen haben. Drei Belastungszeugen gab es damals: Einen psychisch Gestörten, einen Kriminellen und einen Polizeibeamten, der Jahre später genau in dieser Angelegenheit des Meineides überführt werden konnte.

Al Medrano hatte Fierro zu einem Geständnis gezwungen, nachdem er zusammen mit mexikanischen Kollegen die Angehörigen des Tatverdächtigen in der Stadt Juarez auf der anderen Seite des Grenzflusses Rio Grande unter Druck gesetzt hatte.

Trotzdem ist das Verfahren nicht neu aufgerollt worden. Als sich Präsident George W. Bush für Fierro einsetzte, handelte er sich eine Abfuhr ein, weil sich die texanische Justiz in ihrer Souveränität beeinträchtigt fühlte.

Mehrfach sind in diesen 30 Jahren Exekutionstermine angesetzt und wieder verschoben worden. Bereits 1987 bat Fierro, das "Ex-Date" nicht länger hinauszuschieben, um dann - mit neuem Lebenswillen - die Bitte zurückzuziehen.

Fierros Anwalt Richard Burr hofft immer noch darauf, dass es gemäß der Wiener Konvention von 1986 zu einem fairen (Wiederaufnahme-) Verfahren für seinen Mandanten kommt - wenn der Kongress es durchsetzt, dass die Konvention auch von US-Gerichten akzeptiert wird. Inzwischen ist ein abermaliges "Ex-Date" in weite Ferne gerückt.

Nach dem US-Gesetz muss ein Todeskandidat begreifen können, was es bedeutet, hingerichtet zu werden und warum er zum Tod verurteilt worden ist. Burr: "Dazu ist Mr. Fierro nicht in der Lage." Der WZ teilte der Anwalt in einer E-Mail ferner mit, dass in Texas neun Häftlinge noch länger in der Todeszelle sitzen als Cesar Fierro.

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