Schule Nach 14 Jahren Fabritz: Eric Mühle ist jetzt Schulleiter

Der neue ist für Schüler und Lehrer ein alter Bekannter: Direkt nach seinem Referendariat ist Eric Mühle ans Fabritianum gewechselt.

Schule: Nach 14 Jahren Fabritz: Eric Mühle ist jetzt Schulleiter
Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Noch sind die Wände im Büro an der Fabritiusstraße frisch gestrichen, schneeweiß, aber bilderlos, der große Schreibtisch akkurat aufgeräumt, nur viel zu leer. Ein gerahmtes Foto steht da fast verloren neben dem Computerbildschirm: Eric Mühle, seine Frau und die zwei Kinder lachen darauf in die Kamera.

Mit Schulbeginn vor nicht einmal zwei Wochen ist der ehemalige Stellvertreter und neue Schulleiter des Gymnasiums Fabritianum ins Büro seines pensionierten Vorgängers Horst Obdenbusch gezogen. Neuer Schreibtisch, neue Stelle, neue Verantwortung — mit 43 Jahren fängt Eric Mühle noch mal neu an. Nicht ganz. Sein Arbeitsplatz hat sich in den vergangenen 14 Jahren nicht einmal verändert. „Ich arbeite unheimlich gerne hier.“ Ja, Eric Mühle fühlt sich am Fabritianum zuhause. Dafür fährt der gebürtige Hülser jeden Morgen aus der Wahlheimat, dem Duisburger Norden, nach Uerdingen.

Nach dem Referendariat in Goch habe es für ihn Stellenangebote an mehreren Schulen am linken Niederrhein gegeben, erzählt der 43-Jährige. Ganz bewusst habe er sich aber dafür entschieden, zurück in „die alte Heimat“ und ans Fabritianum, Krefelds zweitgrößtes Gymnasium, und eines, das sich Bilingualität auf die Fahne schreibt, zu gehen. Eric Mühle unterrichtet in Uerdingen Englisch und Erdkunde — auf Englisch. Auch heute noch. „Ich habe einen bilingualen Erdkunde-Oberstufenkurs, den möchte ich zum Abitur führen“, sagt er, und: „Ich finde es ganz wichtig, weiter zu unterrichten, um den Kontakt zu den Schülern nicht zu verlieren.“ Auch, um im Auge zu behalten: „Wie ticken die eigentlich?“

Dabei gibt es neben dem Unterricht genug anderes für Eric Mühle zu tun. Erstmal ist er ohne Stellvertreter, da er sich aus dieser Position heraus ja selbst um seinen neuen Posten beworben hatte. Ganz weit oben auf der To-do-Liste: die Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) an seiner Schule weiter zu fördern. Sein Ziel sei es, betont Mühle, neben Informatik bald auch Technik als Oberstufenfach am Fabritianum anzubieten. „Das ist ein konsequenter Schritt“, glaubt er, auch wenn dafür derzeit das Personal fehle.

Eine besondere Herzensangelegenheit des neuen Schulleiters: „Der Unterricht und seine Qualität müssen wieder mehr in den Fokus rücken.“ Klingt komisch aus dem Mund eines Schulleiters und Lehrers, dessen Kerngeschäft sich doch ums Lehren und Lernen dreht. Schule habe sich in den vergangenen 14 Jahren sehr verändert, sagt Mühle. „Leider müssen wir wegen wachsender Verwaltungsaufgaben immer mehr Energie vom Unterricht abziehen.“ Allein die Umstellung von G 9 auf G 8 — neue Lehr- und Stundenpläne, neue Bücher — habe acht Jahre gedauert. Jetzt kommen die Rolle rückwärts und mit ihr weitere administrative Aufgaben fernab des Klassenzimmers.

Eric Mühle, neuer Schulleiter am Gymnasium Fabritianum

Das Fabritianum ist, unterstützt von der Bezirksregierung, Pilotschule für sogenannte „Kollegiale Unterrichtshospitationen“. Das Konzept: „Kollegen sehen sich den Unterricht von Kollegen an“, erklärt der Schulleiter, „mit dem Ziel, so über den Unterricht ins Gespräch zu kommen, auf Augenhöhe voneinander zu lernen.“ 14 Lehrer sind an dem Projekt beteiligt, jeder hat im vergangenen Schulhalbjahr zwei Unterrichtsstunden gezeigt und sich im Gegenzug zwei angesehen. Unterm Strich macht das 56 Schulstunden in Doppelbesetzung. In Zeiten, in denen Unterrichtsausfälle, auch an Krefelds Schulen, für negative Schlagzeilen und verärgerte Eltern sorgen, keine einfache Rechnung. Natürlich, mehr Qualität im Unterricht müsse man sich personell leisten können, sagt Mühle, der damit aber Prioritäten und ein Zeichen setzen will. „Das Kollegium trägt das mit.“

Und dann sind da die Digitalisierung und mit ihr die vielen neuen Möglichkeiten und Stolperfallen. Online-Unterrichtsplattformen gehören am Fabritianum ebenso dazu wie der Ärger über lahme Internetleitungen. Den Traum von Glasfaserkabeln hat Eric Mühle längst aufgegeben, stattdessen die vorhandene 16 000er DSL-Leitung auf eine 50 000er aus der Schulkasse aufgestockt. „Wir haben hier an die 100 PCs am Netz, die Daten ziehen — auf Dauer kann das nicht funktionieren.“

Über das Angebot der Stadt, mithilfe des Förderprogramms „Gute Schule 2020“ alle Krefelder Schulen mit digitaler Technik auszustatten, kann Mühle nur lächeln. „Technisch sind wir gut ausgestattet. Statt eines neuen Beamers bräuchten wir dringend neue Fenster“, sagt er. Durch die alten regne es herein, überhaupt, wenn man schon bei Wünschen für die Zukunft sei: „Die Schule sieht von allem außen ziemlich schäbig aus, am Gebäude gibt’s einiges zu tun.“

Trotz aller Schwierigkeiten, die der Alltag eines Schulleiters mit sich bringt: Einen schöneren Job als seinen kann sich Mühle nicht vorstellen. Am Fabritianum hat er nicht nur seine ersten Schritte als Lehrer gemacht, hier möchte er auch in Rente gehen. „Man kann es hier gut aushalten“, sagt er und lacht. Wenn nichts dazwischen kommt, die nächsten 20 Jahre.

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