Museumstag: Wahre Schätze vor Flammen gerettet

Die WZ schaute sich in zwei Krefelder Häusern um.

Krefeld. Krefeld besaß einmal ein naturwissenschaftliches Museum, das aber in der Bombennacht 1943 zerstört wurde. Mit dem Haus verbrannten auch nachgebildete Dinosaurier oder ausgestopfte Bären. Die ganz kleinen Präparate allerdings hatte ein vorausschauender städtischer Beamter ausgelagert: Sämtliche Schätze der Insektensammlung überstanden in einem Bunker. Bruno Maixner war Entomologe, also Insektenkundler, und wusste, was für Schätze das Museum besaß.

Nun lagern diese systematisch erfassten und beschilderten Hautflügler, Wespen, Schmetterlinge oder Seidenspinner in ihren hölzernen Kästen an der Marktstraße. Die entomologische Sammlung der Stadt gehört zum Kulturbüro, der entomologische Verein kümmert sich in ehrenamtlichem Engagement um diese Welt der Sechsbeiner. Und zwar schon seit mehr als einhundert Jahren; einige der Präparate stammen aus dem vorvergangenen Jahrhundert.

An der Marktstraße stand am Sonntagvormittag die Tür einladend offen, und ein paar Interessierte ließen sich von Kurator Dr. Martin Sorg und Werner Stenmanns allerhand erklären und zeigen. Der Krefelder Axel Granzow zum Beispiel kam zum ersten Mal hierher: "Ich wollte einfach mal schauen, was es hier gibt."

Andere wieder wollten genau wissen, wie das mit der Einteilung der Arten und Gattungen vor sich geht. Martin Sorg zeigte mit Stolz auch die alten Zeiss-Doppelmikroskope und verwies auf die einzigartige Fachbibliothek.

"Von diesen Büchern wurden viele nach der Bombennacht aus dem Schutt gerettet", weiß Sorg. Jetzt wurden die Schätze in der einstigen Schule mit Eimern vor Feuchtigkeit geschützt: Nach der Regennacht von Samstag auf Sonntag tropfte es in einem Raum auf die Schränke.

Hier besteht zumindest Renovierungsbedarf. Wer Interesse an der Sammlung, am Archiv und an der Arbeit der Entomologen hat, findet auf Vereinbarung Einlass und Auskunft (Dr. Martin Sorg, unter Ruf 02845/1694).

Das Thema Käfer findet man dann kurioserweise beim Museumstag auch im Haus der Seidenkultur. Die Krefelder Künstlerin Annette Pöllmann hat sich für ihre Seidenmalerei von den Mustern inspirieren lassen, die maghrebinische Bockkäfer in das Innere einer Baumrinde hineingefressen haben.

Hier an der Luisenstraße sind die historischen Webstühle bei der Arbeit zu betrachten, und auf einem Tisch am Eingang liegt ein ordentlicher Stapel Krawatten. Daraus will ein Künstler-Kreis etwas Neues schaffen.

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