Mordprozess: Merkwürdiges in der Aussage von Fred W.

Erklärung von Fred W. erscheint widersprüchlich.

Krefeld. Wenn der wahre Täter seine Familie bedroht und er ihn deshalb nicht verraten will - warum schickt der mutmaßliche Mörder Fred W. die Polizei zu dem Venloer Koffieshop, in dem der angebliche Täter "Paul Verhoeven" verkehrt? Warum gibt er für ein Phantomfoto eine Beschreibung ab, die zwar nicht auf diesen Paul passt, sehr wohl aber auf einen Kriminellen an dessen Seite?

"Damit besteht doch die Möglichkeit, dass die Polizei erst auf den beschriebenen Mann und dadurch auf ,Paul’ kommt", sagt Richter Herbert Luczak im Prozess um den Mord am Oppumer Autohändler Askin U.

Am vierten Prozesstag - genau ein Jahr nach dem Tod des 27-Jährigen in dessen Büro an der Ennsstraße - hinterfragt der Vorsitzende der zweiten großen Strafkammer die Aussagen des 45-jährigen Angeklagten, denn er sieht Ungereimtheiten.

Von all den Fragen genervt zieht sich W. auch diesmal zurück. Wenn die Nachfragen kritisch werden, heißt es meist: "Dazu sage ich nichts, weil das Leben meiner Familie bedroht ist." Oder er verweist darauf, er habe seinerzeit nicht rational denken können.

Er beklagt sich auch: Als er damals den (falschen) Hinweis auf "Paul" gegeben habe, "hat die Polizei gar nicht richtig ermittelt". Das wiederum verwundert Luczak: "Sie geben der Polizei absichtlich falsche Hinweise zu einer Person und beklagen jetzt, dass sie den Täter nicht gefunden hat?"

Merkwürdig auch: Nachdem W. klar wurde, dass er aufgeflogen war und seine Eltern ihn anzeigen würden, hatte er seinen Kastenwagen am Dortmunder Flughafen zurückgelassen und war nach Mallorca geflogen. In dem Fahrzeug fand sich die Laptop-Tasche des Opfers, die neben dem Computer viele persönliche Sachen von W. enthielt.

Aber auch Munition für die eigentlich an "Paul" verkaufte Tatwaffe. Diese lag aber ebenfalls im Wagen - W. will sie am Tatort neben dem Opfer gefunden und mitgenommen haben. Der selbstgebastelte Schalldämpfer allerdings, den der Täter laut Angeklagtem ebenfalls in die Laptop-Tasche gesteckt hatte, fand sich erstaunlicherweise in einem Staufach des Wagens.

Erstmals öffentlich thematisiert worden sind am Verhandlungstag am Dienstag auch die Ausbruchpläne von W. aus der Untersuchungshaft an der Nordstraße, über die die WZ exklusiv berichtet hatte. Demnach hatte der 45-Jährige versucht, Briefe aus dem Knast zu schmuggeln, in denen es hieß, er werde gegen Zahlung von 10000 Euro bald befreit. Er könne dann 14 Tage untertauchen und mit neuen Papieren ein neues Leben anfangen. "Der Vorschlag ist damals an mich herangetragen worden", verteidigt sich W.

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