Krefeld Monat für Monat im Einsatz für Frauen ohne Job

Der „Runde Tisch Frau & Beruf“ will mehr Krefelderinnen in den Beruf bringen oder zurückbringen. Angebote und Termine finden sich in einem neuen Kalender.

Krefeld: Monat für Monat im Einsatz für Frauen ohne Job
Foto: Dirk Jochmann

Im Alter von 50 Jahren zurück in den Job. Das ist nicht einfach, wie Janine Dohrwardt am eigenen Leib erfahren hat. In der Zeit, in der sich die Krefelderin komplett ihren beiden Kindern widmete, „hatte sich im Beruf so viel verändert, dass alle sagten, dass kannst du vergessen“.

Doch die gelernte Druckvorlagenherstellerin und studierte Grafik-Designerin frischte ihr Fachwissen durch Praktika und Volkshochschule-Kurse auf. Dadurch konnte sie wieder erste Projekte in ihrem Berufsfeld betreuen. Eines davon ist ausgerechnet ein Kalender, der sich an Frauen richtet, die erwerbsfähig sind, aber nicht in den Arbeitsmarkt finden beziehungsweise nach der Familienphase nicht zurückfinden.

Den Kalender „Krefelderin“, den Janine Dohrwardt unter anderem mit humorvollen Zeichnungen der Künstlerin Barbara Freundlieb gestaltet hat, bringt das Netzwerk „Runder Tisch Frau & Beruf“ in diesem Jahr zum zweiten Mal heraus. Die Zahlen zu arbeitenden Frauen in Krefeld zeigen, warum sich insgesamt 18 Partner des Netzwerks, zu dem unter Federführung der Gleichstellungsstelle der Stadt unter anderem die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und die Wirtschaftsförderung (WFG) gehören, zusammengetan haben und zahlreiche Angebote organisieren, die im Monatsbegleiter für 2018 zusammengefasst sind. „Wir haben in der Stadt Handlungsbedarf. Die Quote der Frauenbeschäftigung liegt in Krefeld bei 47,6 Prozent“, sagt Birgitta Kubsch-von Harten, Geschäftsführerin operativ der Agentur für Arbeit. Mit dieser Quote liege man an elftletzter Stelle in NRW. „Die Frauen haben zum Teil hervorragende Kompetenzen, bleiben aber zum Beispiel nach der Familienphase zu Hause. Wir unterstützen sie darin, in den Beruf zu kommen oder zurückzukommen.“

Dieses Engagement hilft nicht nur den betroffenen Frauen. „Dem Fachkräftemangel entgegenwirken können wir nur, wenn wir auch diesen Kreis ins Berufsleben einbeziehen“, so Kubsch-von Harten. Aber auch das Armutsrisiko durch eine geringe Rente — gerade für Alleinerziehende, bei denen es bei 45 Prozent liegt — nennt die Agentur-Chefin als Motivationsgrund.

Einen leichten Positivtrend sieht Claudia Brücker, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenters Krefeld, seit sie ihren Posten 2012 angetreten hat. Im bundesweiten Vergleich der Erwerbsquote von Frauen habe Krefeld damals auf „Platz neun von hinten gelegen, jetzt ist es Platz 26 von hinten. Wir robben uns nach vorn. Aber wir haben auch noch ganz viel Luft nach oben“, betont sie.

Während in Krefeld nur knapp jede zweite Frau arbeite, seien es in anderen Städten und Kreisen zwei Drittel. „Wir müssen verhindern, dass Ausfallzeiten von fünf bis zehn Jahren entstehen, danach ist es noch schwieriger wieder reinzukommen.“ Und oft gingen sie dann in Teilzeit- oder Minijobs. 70 Prozent aller Minijobber seien Frauen, berichtet sie.

Eine Veranstaltungsreihe mit jeweils zwei Terminen pro Monat rund ums Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat das Netzwerk zusammengestellt. „Um Frauen mutig zu machen, stark zu machen so früh wie möglich wieder einzusteigen“, so Brüker.

Einmal im Monat gibt es zum Beispiel das Wiedereinstiegscafé im Café Mari an der Stephanstraße 64. „Ein niederschwelliges Angebot, weil viele Frauen Angst oder Hemmungen haben beispielsweise zur Agentur oder ins Jobcenter zu gehen“, erläutert Brüker das gemeinsame Projekt von Agentur, Jobcenter und Perspektive Wiedereinstieg (PWE).

„Es ist einfach etwas anderes, sich zum Kaffee zu treffen als zu einer Veranstaltung zu gehen“, sagt auch Bettina Mönnich, Koordinatorin für Krefeld bei PWE. Alternativ können sich die Besucherinnen nun mit Gleichgesinnten austauschen. Aus den Lebenssituationen anderer heraus entstünden auch ganz andere Perspektiven. „Und wir kennen als Netzwerk-Partner alle Anlaufstellen, wenn es Fragen gibt, und können gleichzeitig Bedarfe abfragen, was die Betroffenen brauchen“, so Mönnich.

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