Möhnen stürmten die Rathäuser

Windböen und Regen hielten die alten Weiber, das Prinzenpaar und zahlreiche Jecken nicht davon ab, toll kostümiert ausgiebig zu feiern.

Möhnen stürmten die Rathäuser
Foto: D. Jochmann, A. Bischof

Krefeld. Es hat nur ein paar Minuten gedauert, dann strömen geschätzte 111 Möhnen ins Krefelder Rathaus und ergreifen die Macht. Vor der Frauenpower muss Oberbürgermeister Frank Meyer kapitulieren.

Möhnen stürmten die Rathäuser
Foto: Dirk Jochmann

Dabei hat er zuvor noch zur Musik des Krefelder Fanfarenkorps 1957 gesungen: „Oh, wie ist das schön“, sich „mit dem ganzen Rathaus-Zoo und den Boys und Girls der Kunstmuseen verstärkt“ und sich selbst als Pinguin getarnt. Doch Obermöhne und Rädelsführerin Gaby Leigraf erklärte nur: „Ob du dich als Pinguin oder als Erdmännchen verkleidest, wir erkennen Dich.“

Möhnen stürmten die Rathäuser
Foto: LS, abi

Die Möhnen möchten die Liebe ins Rathaus bringen und kuscheln. Doch der OB wehrt sich noch: „Das Rathaus ist schon voller Liebe. Hier kommt ihr nicht rein.“ Dann findet Leigraf, die Dezernenten müssten alle in Krefeld wohnen, „damit sie direkt sehen, was sie so anstellen“. Der OB hat keine Chance.

Während die alten Weiber ins Rathaus ziehen, schunkeln sich vier „Tierfiguren“ auf dem Platz davor warm: Alex Stabartz, Alina und Julia Heimendahl und Jenny Sagstetter finden: „Wir feiern und haben Spaß. Das Wetter macht uns nichts.“ Der Straßenkarneval hat begonnen.

Im sonst eher ruhigen Bockum zeigten sich zu Altweiber an zwei Orten beherzte und feierfreudige Frauen. Der für Krefeld-Ost zuständige Bezirksvorsteher Wolfgang Merkel hatte vorgehabt, das Rathaus zu verteidigen. Doch traditionell kam es auch in diesem Jahr zur erfolgreichen Besetzung durch die WiB, die Weiber in Bockum. Nach 11.11 Uhr wurde die Weiber-Übermacht auch mit Unterstützung einiger Männer so groß, dass Merkel kapitulieren musste.

Eine Piratin, eine Punker-Hexe, eine Soldatin und eine Leopardin standen gestern auf dem historischen Markt in Uerdingen im Regen. Ihre Laune hatte das Wetter ihnen aber nicht vermiest. Um 11.11 Uhr ging’s pünktlich los. „Wir machen aber noch die Flaschen leer, bevor wir rein gehen“, sagte Steffi Härtner und reichte eine Runde Klopfer an ihre Mädels. Karneval in Uerdingen habe einfach Tradition. Auch das Prinzenpaar präsentierte sich. Dass Prinzessin Angela I. später entführt wird, wusste Prinz Bernd I. zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber was soll’s? Dagegen hätte er sowieso nichts tun können.

Na, was macht denn die Uerdinger Prinzessin Angela I. hier? „Wir haben sie entführt, da war der Prinz wohl nicht aufmerksam genug, und jetzt ziehen wir umher und hinterlassen jede Menge unbezahlte Rechnungen“, erzählte ein Mitglied der Uerdinger Bürgerwehr. Ihr erster Stopp: Die Karnevalsparty im Haus Kleinlosen, knapp fünf Kilometer vom Uerdinger Festzelt entfernt. Der diesjährige Altweiber-Donnerstag war stürmisch, drinnen und draußen.

„Ich bin die Schöne, das Biest habe ich zuhause gelassen“, sagte die langjährige Chefin des Kindergartens des Familienzentrums St. Elisabeth, Hanni Becker. Sie hatte gerade von der Polizei das Okay bekommen, dass der kleine Karnevalszug ziehen durfte. Bis zuletzt war das unklar. Denn Wind und Wetter machten den Narren gestern zu schaffen. Letztendlich ging es aber für 70 regensicher verpackte Kinder in ihren Verkleidungen los. Darunter Polizisten, Ninja Turtles und Feuerwehrmänner.

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