Mittagessen wie bei Muttern

Mit der Waschküche, dem ersten Bistro auf dem Campus Fichtenhain, schließt Nadja Esser eine Marktlücke. Die Tür öffnet sich Montag.

Mittagessen wie bei Muttern
Foto: Andreas Bischof

Fischeln. Wo Waschküche dran steht, ist auch Waschküche drin — jedenfalls erinnern die motorenbetriebene Waschmaschine aus Holz von 1936 und die eiserne Mangel, beides Original Miele, noch an die Vergangenheit der denkmalgeschützen Räumlichkeiten: Früher waren das die Wasch- und Baderäume der Rheinischen Provinzial-Fürsorgeerziehungsanstalt. Dieser Tage eröffnet in dem kernsanierten Backsteingebäude im Fischelner Gewerbegebiet Campus Fichtenhain das Bistro „Waschküche“ — ein alter Grundriss der ehemaligen Waschräume aus dem Stadtarchiv ziert, auf Leinwand gezogen, die frisch gestrichene weiße Wand.

Markus Jungbluth, Eigentümer

Im August 2016 haben Ursula Rieskamp und Markus Jungbluth das Haus gekauft. „Es ist immer schon unser Traum gewesen, mal ein altes Haus zu sanieren“, erzählt Jungbluth, der damals eine neue Bleibe für seine wachsende Software-Firma suchte und seit Oktober die Räume im Obergeschoss beruflich nutzt. „Ich habe ein Faible für besondere Bauten. Als Arbeitsumfeld ist das ein Traum.“

Was dem Areal im Krefelder Süden, das besonders von kreativen Dienstleistern immer mehr genutzt wird, bislang fehlt, sind Essensangebote. Kalte Küche gab’s bisher für die gut 300 Mitarbeiter verschiedener Firmen auf dem Campus Fichtenhain — kein Bäcker, kein Imbiss, kein Restaurant in Laufnähe. „Es gibt schon ein, zwei Restaurants, die auch einen Lieferservice hierhin anbieten. Aber irgendwann kann man Pizza und Chinesisch nicht mehr sehen“, sagt Jungbluth.

Das soll sich nächsten Montag, 16. April, ändern: Dann eröffnet Betreiberin Nadja Esser die Waschküche und will Hungrigen aus der Nachbarschaft drei täglich wechselnde frischgekochte Gerichte zwischen Hausmannskost und raffinierteren Speisen anbieten: Salate, Suppen und Eintöpfe oder frische Nudelgerichte aus der hauseigenen Pastamaschine werden auf der Karte stehen. Das Credo der Köchin: regional, saisonal und frisch — „eben wie mittags bei Muttern“, sagt Esser, „eine Dose aufmachen kann ja jeder“. Deshalb bestellt die gelernte Hotelfachfrau aus Meerbusch, die zuletzt „in der Bio-Branche“ beschäftigt war, die Lebensmittel für die Waschküche künftig auch beim Gemüsebauern nebenan.

Schnell soll’s im Bistro gehen, aber bitte nicht im Kantinen-Stil — das ist sowohl der Köchin als auch Eigentümer Jungbluth sowie Gesellschafter Rüdiger Westerheide wichtig. „Die Waschküche soll ein Ort für Kommunikation und Gemütlichkeit sein, an dem es eben auch etwas Leckeres zu essen gibt“, das ist Jungbluths Wunsch.

Gemütlich sieht es in dem großen Raum mit den hohen Decken schon mal aus: Durch die großen Fenster mit den weißen Holzrahmen fällt mit etwas Glück nicht nur im Frühling und Sommer genug Licht. Ansonsten sorgen viel Holz und Weiß für Helligkeit. Zum Kontrast strahlen die großen Deckenleuchter aus Blech angesagten Industriecharme aus. In der Theke sind alte Dachbalken des denkmalgeschützten Hauses verbaut.

Hinter dieser Wohnlichkeit steckt jede Menge Arbeit. Gut zehn bis 15 Jahre habe das Haus leergestanden, erzählt Ursula Rieskamp, ihr Mann und sie hätten sich sofort in das Gebäude verliebt. Nach dem Kauf musste im Januar vergangenen Jahres erstmal alles raus: Fußböden, Estrich, Putz.

Sicher 100 Container Schutt hätten die Bauarbeiter aus dem Gebäude geholt — „dabei stand es bereits leer“, erinnert sich Rieskamp. „Wände wurden eingerissen, der Keller trocken gelegt und komplett isoliert. Alle elektrischen Leitungen wurden erneuert, und wir haben jetzt Fußbodenheizung“, sagt sie.

Was jetzt noch fehlt? Eine schöne Kaffeemaschine. Denn Kaffee soll es künftig, genau wie deftige und süße Speisen, auch „to go“ geben. Na dann, guten Appetit!

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