Mit Karabiner und Pferd gegen Maschinengewehr und Tank

Das Husaren-Regiment aus Krefeld zog mit alten Waffen in den Ersten Weltkrieg. 319 Männer blieben auf den Schlachtfeldern.

Mit Karabiner und Pferd gegen Maschinengewehr und Tank
Foto: NN

Krefeld. An der Spitze des 2. Westfälisches Husaren-Regiment Nr. 11, das 1813 in Düsseldorf formiert wurde, ritt am 2. April 1906 Kaiser Wilhelm II. bei „Kaiserwetter“ in die Stadt ein. Oberbürgermeister Adalbert Oehler begrüßte den Monarchen an der Kreuzung Ostwall/Rheinstraße. Dort hatte man mit Tribünen ein kleines Stadion errichtet, um die neuen Soldaten, die später als „Tanzhusaren“ in die Geschichtsbücher eingingen, zu empfangen.

Mit Karabiner und Pferd gegen Maschinengewehr und Tank
Foto: Strücken, Lothar

Auf dem damaligen Bissing-Platz (nach General von Bissing), heute Konrad-Adenauer-Platz, gab es danach einen Generalappell mit 18 000 ehemaligen Soldaten. Dort übergab der Oberbürgermeister dem Monarchen die neue Kaserne an der heutigen Westparkstraße. 3,8 Millionen Reichsmark musste die Stadt damals dafür aufbringen.

Mit Karabiner und Pferd gegen Maschinengewehr und Tank
Foto: Archiv

Major Freiherr Hermann von Gillhausen aus Isselburg trug sich auch in die Stadtgeschichte ein. Als Kommandeur der Husaren war er bereit, die Schirmherrschaft über die neu gegründete Prinzengarde der Stadt zu übernehmen. Von Gillhausen und sein Regiment stifteten 1914 wohl auch die erste Standarte der Prinzengarde mit der Aufschrift „Krefelder Prinzengarde 1898“. Auch die Uniform der Prinzengarde wurde denen der Husaren angeglichen.

Mit Karabiner und Pferd gegen Maschinengewehr und Tank
Foto: NN

Die Husaren tanzten nur bis 1914 mit den Schönen der Stadt. Der spätere Generalmajor von Gillhausen führte die leichten Reiter in den Ersten Weltkrieg. Am 2. August 1914 erreichte das Regiment der Befehl zur Mobilmachung. Das Regiment zog einen Tag später unter dem Jubel der Krefelder zum Truppenübungsplatz Elsenborn in der Eifel. „Auf nach Paris“, tönte es am Straßenrand. Die Reiter riefen: „Weihnachten sind wir wieder hier.“

Die Kriegsstärke einer Eskadron betrug damals 150 Pferde und fünf Offiziere. Fünf Eskadrons bildeten ein Regiment. Insgesamt lag die Personalstärke der 11. Husaren bei rund 1000 Männern. Militärisch waren die Kavallerieeinheiten anachronistisch. Die Bewaffnung bestand aus einer Lanze, einem Säbel, ein bis zwei Pistolen und einem kurzläufigen Karabiner.

Damit traten die berittenen Soldaten gegen moderne Tanks, schwere Maschinengewehre und weit reichende Artillerie an. In den Grabenkämpfen an der Westfront waren die Pferde überdies nur eine Belastung für den Nachschub. Entsprechend hoch waren die Verluste der berittenen Einheiten.

Der Krieg sollte das Regiment an verschiedene Fronten führen: Erst der Vormarsch Richtung Antwerpen. Im Oktober hieß es: „Vormarsch auf Paris“, doch die militärische Aktion stockte. Nach Kämpfen in Flandern wurde das Regiment im November 1914 Richtung Ostfront verlegt. Dort gab es im Jahr 1915 unter anderem Kämpfe um Wilna, Pobaliczki und Kuderischki. 1916 übernahm das Regiment Polizei- und Ordnungsdienste im Generalgouvernement Warschau.

Im Jahre 1917 wurden dann alle Kavallerie-Regimenter in Kavallerie-Schützen-Regimenter umgewandelt. Bis Anfang 1918 lagen die Husaren in Stellungskämpfen im Osten fest.

Im April dann der Transport in den Westen und Ausbildung bei Maubeuge. Es folgte die Verlegung an der Frontabschnitt Dontrien und der Angriff auf Reims. Nach kurzer Ruhephase in den letzten Kriegstagen wurde das Regiment in den Raum Juniville (Poel- und Keilberg) gebracht. Zum Zeitpunkt des Waffenstillstands befanden sich die Soldaten bei Oisy an der Maas.. Es folgte der Rückmarsch nach Deutschland, aber das Regiment kam auf Grund der vereinbarten Entmilitarisierung nie mehr nach Krefeld zurück. 319 Husaren, unter ihnen 31 Offiziere, waren im Weltkrieg „für Kaiser, Volk und Vaterland“ gefallen.

Zwischen 1918 und 1920 verwandelte sich das Regiment in eine Art Hilfspolizei innerhalb der Reichswehr. Es wurde eingesetzt bei den Revolutionskämpfen in Berlin. 1919 kam es zur Bildung des 3. Westfälischen Reichswehr-Schützen-Regiments Nr. 61 aus den Resten des Husaren-Regiments und anderer Einheiten. Im Mai 1919 wurden die Husaren nach München verlegt, erneut zur Bekämpfung Aufständischer.

Von März bis Mai 1920, nach dem Kapp-Putsch gegen die SPD-geführte Regierung unter Reichspräsident Friedrich Ebert, kam es zu blutigen Kämpfen gegen die revolutionäre Rote Ruhrarmee im Raum Dinslaken, Wesel, Ruhrgebiet, Duisburg-Marxloh. Im September 1920 wurde das Regiment aufgelöst.

Den gefallenen Husaren zu Ehren wurde auf dem Grafschaftsplatz (Moerser Straße) ein Denkmal errichtet. Der Entwurf für das Bronze-Standbild stammt von Architekt Gotthold Nestler und dem Bildhauer Walther Wolff. Auftraggeber dafür war die Offiziersvereinigung des Regiments. Neun Monate vor der Enthüllung des Denkmals, am 3. Oktober 1928, starb Generalmajor a.D. Hermann von Gillhausen auf seinem Besitz in Isselburg.

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