Mieten sinken: Standort Krefeld zeigt Schwächen

Seit 2008 sieht die IHK einen leichten Rückgang: Die City entwickelt sich nicht weiter.

Krefeld. Der Mietpreis für 1a-Lagen ist immer ein Indikator dafür, wie attraktiv eine Stadt ist. Doch während in der Vergangenheit das Niveau vergleichsweise hoch und lange weit über dem vergleichbarer Lagen in Mönchengladbach, Moers und Neuss gelegen hat, ist seit Januar von der Industrie- und Handelskammer ein leichter Preisrückgang zu beobachten.

"Das ist ein Indiz dafür, dass sich die Innenstadt bis auf die Königstraße nicht weiter entwickelt und dass das Angebot stagniert", resümiert Andree Haack von der IHK.

Der "Gewerbliche Mietspiegel" der IHK wies bis vor zwei Jahren für den Quadratmeter Einzelhandelsfläche in bester Lage (bis etwa 100 qm) Kosten zwischen 40 und 70 Euro aus. Ab 100 qm mussten zwischen 22 und 40 Euro gezahlt werden. Seither sind die Nettomieten ohne Nebenkosten je Quadratmeter gesunken auf 30 bis 70 Euro (bis 100 qm) sowie 20 bis 38 Euro (ab 100 qm).

Eine standardisierte Definition für die Beurteilung, was unter einer 1a- oder 1b-Lage zu verstehen ist, existiert nicht. "Für die Einschätzung spielen die Erreichbarkeit für Fußgänger, die Frequenz potenzieller Kunden, die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, die Erreichbarkeit von Parkplätzen und einiges mehr eine entscheidende Rolle", sagt der Immobilienexperte.

Demnach ist die Fußgängerzone eindeutig eine 1a-Lage, auch wenn sich die Geschäfte von Höhe Kaufhof aus in Richtung Rheinstraße und Hansa-Straße zusehends vom Angebot her unterscheiden. Haack: "Das Niveau setzt sich trotz dieser Entwicklung immer noch mehr von dem ab, was anderenorts in 1a- und 1b-Lagen angeboten wird."

Ein wesentliches Problem der Innenstadt ist im zunehmenden Leerstand zu sehen. Haack sieht darin aber kein Alarmzeichen, zumal die Hochstraße relativ gut vermietet sei und auf der Königstraße bis auf ein einziges alle Lokale besetzt seien. Doch ob der Ostwall zwischen Südwall und St.-Anton-Straße noch zur 1a-Lage zählt, stellt er langsam in Frage.

Mit Blick auf den nahenden Leerstand des Horten-Gebäudes am Ostwall müsse die Stadt jetzt Entscheidungen über dessen Zukunft treffen. "Kein Händler oder Investor wird zum jetzigen Zeitpunkt ein Risiko eingehen wollen, wenn er nicht weiß, was dort künftig passiert."

Ob die Lösung in einem neuen Einkaufszentrum liegt, lässt Haack dahin gestellt: "Krefeld kann, muss aber keins haben." Der Einzelhandel sei attraktiv genug, um sich im Kampf um Kunden zu behaupten. Entsprechend ergebnisoffen sei das Urteil der IHK. Wie Krefeld mehr Kaufkraft in die City ziehen und so noch attraktiver werden könne, darüber gebe die neueste Passantenbefragung hinreichend Auskunft. "Das reine Einkaufen als Motiv eines Besuchs hat an Wertigkeit verloren", zitiert Haack.

Mehr gewünscht sei der Erlebniseinkauf. Neben dem reinen Konsum suchten die Besucher Kultur-, Gastronomie- und Dienstleistungsangebote. Das ist der Bereich, wo man ansetzen muss und kann. "Mit den Krefelder Samstagen und Einkaufen bei Kerzenschein ist die Werbegemeinschaft genau auf dem richtigen Weg."

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