Metalldiebe auf Friedhöfen

Viele Straftaten werden der Polizei gar nicht gemeldet. Das soll sich ändern.

Krefeld. Wenn sie es auf Metall abgesehen haben, ist Dieben oft nichts mehr heilig. Dann werden selbst Friedhöfe zum Ziel organisierter Banden, wie unlängst in Mönchengladbach geschehen. Dort wurde sämtliches wertvolles Metall eines ganzen Friedhofs auf einen Schlag gestohlen. Das gab es in Krefeld zum Glück noch nicht: „Wir haben da keine Erkenntnisse“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Weidner.

Dennoch ist es gerade für ältere Menschen oft erschütternd, wenn sie feststellen müssen, dass sich Diebe am Grab zu schaffen gemacht haben, in dem der geliebte Angehörige beerdigt ist. Selbst vor den Inschriften an Grabsteinen machen Kriminelle nicht halt, sagt Doris Törkel, Leiterin des auch für Friedhöfe zuständigen Fachbereichs Grünflächen. Die metallenen Buchstaben werden einfach herausgehebelt.

Im Büro von Heike Blondin, der Abteilungsleiterin der Krefelder Friedhöfe, stehen die Menschen am Schreibtisch, wenn sie beim Besuch eines Grabs feststellen mussten, dass Langfinger zugeschlagen haben. Auf einem Formular wird alles notiert, bevor es zur Polizei geht.

Für viele ist es schlimm, wenn etwas Persönliches gestohlen wurde, beispielsweise eine alte Lampe, die man etwa mit dem verstorbenen Ehepartner verbindet. „Manche stehen schon 50 Jahre dort, nun sind sie plötzlich weg. Das macht manchem sehr zu schaffen“, sagt Heike Blondin. Einmal abgesehen davon, dass der im Formular anzugebende Wert in solchen Fällen kaum mehr zu ermitteln ist.

„Gut die Hälfte der Menschen, die mir von Diebstahl oder Sachbeschädigung erzählt, wollen keine Anzeige bei der Polizei. Sie meinen, die Sache verlaufe doch sowieso im Sand.“ Zu Aufklärungsquoten und bevorzugten Tatzeiten kann Polizeisprecher Weidner zwar keine Angaben machen.

Doch ermutigt er Betroffene, sich unter Telefon 63 40 oder in dringenden Fällen unter Notruf 110 zu melden. „Nur so können wir versuchen, ein genaueres Bild zu bekommen“, sagt der Erste Polizeihauptkommissar. Auch wenn Pflanzen verschwinden, sollte dies gemeldet werden.

76 Diebstähle oder Sachbeschädigungen sind von Januar bis September angezeigt worden, 35 im Vorjahreszeitraum — „wir gehen von einem Dunkelfeld aus, das wir aufhellen möchten“, sagt Weidner angesichts dieser Zahlen. „Nur so können wir wissen, ob wir mehr tun können oder müssen“, erklärt Doris Törkel.

Bewusst habe man für diesen Aufruf die Zeit der Trauertage gewählt, um möglichst viele Menschen zu sensibilisieren. An Allerheiligen standen Polizisten auf den Friedhöfen in Oppum, Linn und Gellep-Stratum und kamen mit den Besuchern ins Gespräch. Auch dort gab es Rückmeldungen, dass es Straftaten gab, diese aber nicht gemeldet wurden.

Die Bezirksbeamten betreuen nach Angaben Weidners regelmäßig die Friedhöfe und gehen Anzeigen nach. Ansprechen könne man jederzeit auch die Mitarbeiter der Stadt, die auf den elf Friedhöfen unterwegs seien, sagt Doris Törkel. Sie seien für 128 Hektar Fläche zuständig, allein 50 auf dem Hauptfriedhof — da sei es nicht möglich, alles zu überwachen.

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