Integration Mehrsprachigkeit früh fördern

Die Stadt Krefeld nimmt an landesweitem Modellprojekt teil. In der Grundschule soll interkultureller Dialog gefördert werden.

Integration: Mehrsprachigkeit früh fördern
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Krefeld. Mehrsprachigkeit ist in einer globalen Welt der Schlüssel zur Verständigung. „Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, haben keinen Klotz am Bein, sondern einen Schatz, den es zu pflegen gilt“, sagt Tagrid Yousef mit Hinweis auf die wachsende Zahl von Kindern in Krefelder Kindergärten und Schulen, die durch ihr Elternhaus zweisprachig aufwachsen. Im Integrationsrat stellte die Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums Donnerstagabend eine bundesweit einmalige Landesinitiative vor, an der Krefeld als eine von sechs Modelkommunen teilnimmt.

Die Initiative trägt den Namen „Lebendige Mehrsprachigkeit“. Seit vergangenem Oktober ist die Stadt Krefeld mit im Boot. Yousef hatte bei einer Tagung in Düsseldorf das Krefelder Konzept in der Runde der Teilnehmer vorgestellt — und viel Zustimmung erfahren. Auch in der Verwaltung findet das Projekt viel Anklang: Oberbürgermeister Frank Meyer ist Schirmherr für Krefeld.

Sechs Modellkommunen in NRW beteiligen sich schon seit längerem daran, darunter auch Bonn, Dortmund und Gelsenkirchen. In Krefeld ist das Kommunale Integrationszentrum 2013 gegründet worden. Seine Schwerpunkte hat es in den Feldern „Integration durch Sport“ und „Integration durch Bildung“ gesetzt. Projekte wie ILOS und Herkunftssprachlicher Unterricht (HSU) an der Gesamtschule Kaiserplatz, die sich an zugewanderte Kinder und Jugendliche richten, haben sich bewährt.

Während laut Yousef Politiker oftmals ein Problem in der Mehrsprachlichkeit sehen und die Aufgabe der eigenen Identität fordern würden, weist die promovierte Hirnforscherin auf die positiven Effekte der Mehrsprachigkeit hin. „Die kognitive Entwicklung der Kinder wird gestärkt, der interkulturelle Dialog und die kulturelle Vielfalt durch gelebte Mehrsprachigkeit gefördert, Integration erleichtert.“ Kindern bereite es keine Schwierigkeiten, wenn sie von Geburt an mit mehreren Sprachen in Kontakt kommen. Yousef wünscht sich deshalb mehrsprachige Bildungsketten von der Kita über die Schule und Berufsschule bis hin zum Alltag.

Im Hinblick auf die demografische Entwicklung in NRW und die Zunahme von Menschen mit Migrationshintergrund, sieht sie in den Kommunen Handlungsbedarf. In Krefeld habe von 2011 bis 2015 die Zahl der Bürger mit Migrationshintergrund um 9646 zugenommen, 2185 davon besitzen außerdem die deutsche Staatsangehörigkeit.

Um die Mehrsprachigkeit in Krefeld zu fördern, ist zunächst eine Bestandsanalyse geplant. Danach werde überlegt, welcher Stadtteil als erstes für das Projekt gewonnen werden soll. Auf Nachfrage von Elvira Gergis (Grüne) verrät sie schon so viel: „Wir wollen eine Grundschule in der Stadtmitte dafür gewinnen.“ Einige wenige zweisprachige Kitas in Krefeld gibt es schon, dazu zählt unter anderem St. Antonius (Caritas) mit Deutsch-Italienisch und die städtische Kita an der Hohenzollernstraße mit Deutsch-Niederländisch.

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